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Leider ist festzuhalten, daß der RGD in vielen Fällen erst relativ spät zu einem Zeitpunkt hinzu-
gezogen wurde, an dem die Tierverluste bereits empfindliche wirtschaftliche Einbußen verur-
sacht hatten und die Chancen für eine erfolgreiche diagnostische Abklärung der Erkrankungs-
fälle deutlich gesunken waren.
Der Rindergesundheitsdienst
mußte in vielen - kleinen wie großen - Betrieben eine Diskre-
panz zwischen angespannter betriebswirtschaftlicher
Situation einerseits und dem Akzeptie-
ren von Leistungseinbußen und Totalverlusten in Größenordnungen andererseits feststellen. Es
sollte das gemeinsame Anliegen von Landwirtschaftsbetrieben und Tierseuchenkasse sein, die-
sen kritischen Zustand schnellstens zu beheben.
Folgende Schwerpunkte wurden vom Rindergesundheitsdienst
bearbeitet:
Infektionskrankheiten (z. B. Brucellose, Leukose, Infektiöse Bovine
Rh i notracheitis/I nfektiöse Pustu löse Vu Ivovagi n istis (18 R/I PV), Bovi ne Vi rusd iarrhoe/
Mucosal
Disease (BVD/MD), Salmonellosen u. a.),
Kälber- und Jungrindererkrankungen,
Fruchbarkeits- und Stoffwechselstörungen,
Parasitosen,
Bu Ilengesu nd heitsd ienst,
Mutterkuhhaltung,
Betriebsberatungen zu Rationalisierung und Rekonstruktion.
Einige Schwerpunkte werden im folgenden Teil ausführlicher erörtert.
Infektionskrankheiten
Brucellose
Nach über 20 Jahren der Brucellosefreiheit
mußten in Sachsen 1993 erstmals wieder Rinder-
brucelloseausbrüche registriert werden.
In
Mutterkuhherden und einem Milchviehbestand er-
folgte die Tilgung dieser - unter bestimmten Umständen auch für den Menschen gefährlichen
- Erkrankung nach den tierseuchenrechtlichen Vorschriften der Bundesrepublik,
d. h., die Be-
stände wurden liquidiert.
Die wesentlichen Erkenntnisse zu Einschleppungsursachen,
Klinik
und Bekämpfung sind in der Fachliteratur veröffentlicht.
Aus der praktischen Erfahrung des Rindergesundheitsdienstes ist in diesem Zusammenhang
kritisch zu bemerken, daß in vielen Betrieben selbst die allgemeinen Maßnahmen zum Schutz
vor Tierseuche, wie z. B. eingeschränkter Personen- und Fahrzeugverkehr, Wechseln der Stie-
fel, Kontrolle des Viehhandels, der Herkünfte und Zeugnisse, Quarantänisierung von Zukaufs-
'tieren usw., nur unzureichend beachtet werden.
<,Eine wesentliche Schlußfolgerung aus den Rinderbrucelloseausbrüchen sollte darin bestehen,
bei auftretenden Aborten und/oder gehäuften Früh- bzw. Totgeburten umgehend eine umfas-
sende Diagnostik einzuleiten.
Hierzu eignen sich vor allem frisches Abortmaterial
(Feten und
Eihautteile) und Blutproben nach der Verkalbung.
1993 wurden in den Labors des Landesuntersuchungsanstalt
für das Gesundheits-
und
~,
Veterinärwesen Sachsen '(LUA) insgesamt 1.369 Absortsubstrate untersucht:
In
7 Proben wurde
Brucella abortus nachgewiesen, unter allen anderen Erregern nahm Actinomyces pyogenes mit
157 Nachweisen die Spitze ein. 1994 wurden an der LUA Sachsen 1.071 Abortsubstrate unter-
sucht. Die SächsTSK finanzierte diese Untersuchungen im Rahmen ihrer Leistungssatzung.