PH-Wert-Entwicklung nach Branntkalkausbringung

Abb.1: Ausbringung von Branntkalk mittels Hubschrauber auf den trockenen Teichboden Foto: Dr. G. Bräuer

Das Ausbringen von Kalk durch Hubschraubertechnik ist gängige Praxis bei der Düngung von Feldern und Wäldern.

Neben der düngenden Wirkung soll hier in erster Linie der Bodenversauerung entgegengewirkt werden.

Ausgebracht werden Kohlensaurer Kalk, Branntkalk, Löschkalk, Hüttenkalk oder Konvertkalk. In der Teichwirtschaft stellt das Ausbringen von Kalk durch Hubschrauber eher die Ausnahme dar. Die Ursache dafür ist zunächst historisch begründet. Kalk wird einerseits schon seit Jahrzehnten in der traditionellen Teichwirtschaft mit dem Boot ausgebracht. Andererseits erschweren vielgestaltige Schutzgebietsszenarien ein Überfliegen der Teichlandschaft bzw. das Überfliegen ist durch entsprechende Schutzgebietsverordnungen generell untersagt. Einzelne Teichwirtschaften in Sachsen, deren Teiche keinen erhöhten Schutzgebietsstatus besitzen, wenden seit Jahren die Hubschrauberkalkung zur alljährlichen Frühjahrskalkung mit Kalkmergel, einer Mischung aus kohlensauerem Kalk und einem silikatischen Anteil an. Es hat sich schnell herausgestellt, dass diese Form der Kalkung eine gleichmäßige Verteilung des Kalkes darstellt und außerdem die oftmals nicht mehr vorhandenen Arbeitskräfte ersetzt oder entlastet.
Erstmalig wurde in den letzten Jahren der Hubschraubereinsatz zum Ausbringen von Branntkalk zu Desinfektionszwecken im Rahmen des von der EU genehmigten KHV Tilgungsprogramms Sachsen, welches vom Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie aufgelegt wurde, angewendet. Dadurch konnten wertvolle Erfahrungen bezüglich der großflächigen Branntkalkausbringung zu Desinfektionszwecken in Karpfenteichen gesammelt werden. Die Methode war notwendig geworden, da innerhalb kurzer Zeitfenster, in der Regel in der Herbst-Wintersaison große teichwirtschaftliche Flächen im Rahmen des oben genannten Programms desinfiziert werden sollten. Die Maßnahmen waren naturschutzfachlich so beauflagt, dass sie zu Beginn des Frühjahrs und damit zu Beginn der Krötenwanderungen oder des Brutgeschäftes beendet sein mußten.
Die Ausbringung mittels Hubschrauber (Abb. 1) auf große Flächen erwies sich als gut geeignete Methode Branntkalk flächendeckend auszubringen. Die Hubschrauber können bei entsprechender Witterung in geringem Abstand über dem Boden fliegen und sensible Zonen, wie Schilfrandgebiete aussparen.


Um jedoch einen Ziel pH-Wert bis 12 im Rahmen der Fischseuchenbekämpfung zu erreichen und den chemischen Besonderheiten des Branntkalks (Arbeitsschutz) zu entsprechen, sind einige Grundsätze zu beachten. Aufgrund der Arbeitssicherheit der Hubschrauberpiloten muss gekörnter Branntkalk verwendet werden. Zu fein gemahlener Kalk könnte in die Turbine des Hubschraubers gelangen und diese in technische Schwierigkeiten versetzen. Um eine möglichst starke pH-Wert-Erhöhung zu erzielen, sollte qualitativ hochwertiger Branntkalk mit einem Calciumoxid-gehalt von mindestens 95% verwendet werden.
Es hat sich gezeigt, dass die Ausbringung auf den flach bespannten Teich optimale Ergebnisse bringt. Mit relativ geringen Branntkalkmengen von 1-1,5 t/ ha können unter den Bedingungen der Oberlausitzer Teichwirtschaft pH-Werte von 11 und mehr erreicht werden (Abb. 2). (Zum Vergleich: Zur Desinfektion bei anzeigepflichtigen Fischseuchen sind bisher 1 kg Branntkalk/m² also 10 t/ha vorgeschrieben). Dabei kann es zwei bis zehn Tage dauern, bis der pH-Wert auf den Zielwert gestiegen ist. Vorteilhaft für ein schnelleres Erreichen von pH- Werten über 11 ist die Bewegung des Wasserkörpers durch Wind oder mechanische Geräte. In nährstoffarmen Teichen mit Sandboden kann nach Ausbringung der gleichen Branntkalkmenge ein deutlich stärkerer pH-Anstieg beobachtet werden (Abb. 2, Teich D).

Abb. 2: pH-Wert-Anstieg biss und mehr innerhalb von zwei bis zehn Tagen nach einmaliger Branntkalkgabe von 1,5t/ha per Hubschrauber

In wenigen anderen Teichen dagegen reicht eine Branntkalkgabe von 1,5 t/ ha per
Hubschrauber nicht aus, um den Ziel-pH zu erlangen. Dies betrifft durch Verschlammung
oder durch vorherigen Schilfschnitt sowie Mulchen stark organisch belastete Teiche oder
Gewässer mit starkem (vitalem) Unterwasserpflanzenwuchs. Auch die Bildung einer
Grasnarbe in zuvor trockengelegten Teichen wirkt sich unvorteilhaft auf den pH-Anstieg aus.
Weiterhin haben Teiche mit einem starken Gefälle den Nachteil, dass sie nicht flach bespannt
werden können. Die Randbereiche sind erst bei einem fast vollständigen Anstau mit Wasser
bedeckt. In solchen und den vorher genannten Fällen kann eine Nachkalkung vom Boot aus in
einer Menge von 0,3 bis 1,0 t/ ha den gewünschten Effekt bewirken (Abb. 3).

Abb. 3: pH-Wert-Anstieg bis 11 und mehr nach erneuter Brantkalkgabe
Teiche C und O=stark verschlammt, Teich J=vorher Schilfschnitt und Mulchen, Teich N=nahezu Vollstau, Teich S=Grasbewuchs

Als wenig wirksam hat sich die Branntkalkausbringung mittels Hubschrauber auf feuchten oder gefrorenen bzw. trockenen Teichboden mit anschließendem Anstau erwiesen. Durch die chemische Reaktion der Branntkalkkornoberfläche mit wenig Wasser (Feuchtigkeit, allmählicher Anstau, Regen) kann sich eine äußere Gipsschicht um jedes Korn bilden, was eine weitere (schnelle) Reaktion und damit einen pH-Wert-Anstieg verhindert (Abb. 4).

Abb. 4: Ausbringung von gekörntem Branntkalk auf trockenen Teichboden mit anschließendem Anstau, Körner sind "vergipst" und liegen reaktionslos im Wasser (pH 7,35)
Foto: Dr. Kerstin Böttcher

Kerstin Böttcher und Grit Bräuer, Fischgesundheitsdienst der Sächsischen Tierseuchenkasse

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