Coronavirus-Infektion bei Pferden

Coronavirus-Infektion bei Pferden

Das Equine Coronavirus (ECoV) ist ein, noch nicht lange bekanntes Virus bei Pferden, das überwiegend den Magen-Darm-Trakt befällt. Es wird mit Fieber, Schläfrigkeit und Appetitverlust sowie Koliken und Durchfall in Verbindung gebracht. Seit 2010 wurden in Japan, Europa und den USA Ausbrüche gemeldet. Das Virus wird über Schmutzinfektionen übertragen und Pferde werden durch die Aufnahme von fäkal kontaminiertem Futter und Wasser infiziert. Eine spezifische Behandlung ist normalerweise nicht erforderlich, da die meisten Infektionen von alleine ausheilen. Es wurde jedoch auch über seltene Komplikationen wie Blutvergiftung und Beeinträchtigung der Gehirnfunktionen berichtet.


Erreger

Coronaviren sind sogenannte RNA-Viren der Familie Coronaviridae. Sie sind für Erkrankungen des Atmungstraktes, des Magen-Darm-Traktes, der Leber sowie des zentralen Nervensystems bei Säugetieren und Vögeln verantwortlich.

Obwohl auch der Covid-19-Erreger des Menschen zur gleichen Virusfamilie gehört, ist eine Übertragungsmöglichkeit der Corona-Viren des Pferdes auf den Menschen bislang nicht nachgewiesen.


Epidemiologie

Seit 2010 werden klinische Corona-Virus-Infektionen auch bei Pferden beobachtet. Die Altersverteilung betrug dabei beispielsweise im Jahr 2014 in den USA bei Fohlen (Alter 0 – 6 Monate) 20,5 %, bei Pferden im Alter von 6 Monaten bis 5 Jahren 25,3 % und bei Pferden über 5 Jahren 54,2 %. Fohlen mit klinischer Magen-Darm-Erkrankung aus Zentral-Kentucky (USA) erwiesen sich nur dann als positiv für ECoV, wenn andere Koinfektionen vorlagen (z. B. Rotavirus oder Clostridium perfringens), wobei die Nachweishäufigkeit von ECoV zwischen gesunden und klinisch betroffenen Fohlen ähnlich ist. Bei erwachsenen Pferden genügt eine Monoinfektion mit ECoV, um klinische Symptome hervorzurufen, das heißt bei Ihnen müssen keine weiteren Infektionen vorliegen um zu erkranken.

Das eng verwandte Coronavirus der Kühe (BCoV) verursacht auch Magen-Darm-Erkrankungen bei erwachsenen Kühen und leichte Atemwegserkrankungen bei Kälbern.

Eine kürzlich durchgeführte experimentelle Studie, in der junge japanische Zugpferde durch die Verabreichung von Kot eines bestätigten ECoV-infizierten Pferdes über die Nasen-Schlund-Sonde direkt in den Magen angesteckt wurden, unterstützt einen fäko-oralen Übertragungsweg. Bei 75 % der Pferde entwickelten sich Krankheitsanzeichen, die den Symptomen einer ECoV-Infektion entsprachen. Bei ihnen wurde auch ECoV im Kot nachgewiesen.

Von Feldausbrüchen wird berichtet, dass die Erkrankungsraten für ECoV-Infektionen zwischen 10 und 83 % liegen. Todesfälle sind selten und werden mit einer Störung der Magen-Darm-Schleimhautbarriere in Verbindung gebracht. Die Inkubationszeit für ECoV ist kurz und die klinische Erkrankung entwickelt sich zwischen 48 und 72 Stunden nach natürlicher Exposition oder experimenteller Infektion. Klinische Symptome treten einige Tage bis 1 Woche lang auf und klingen im Allgemeinen mit minimaler Behandlung wieder ab (selbstlimitierend).

Unter natürlichen Bedingungen wurde festgestellt, dass die fäkale Ausscheidung von ECoV zwischen 3 und 25 Tagen liegt. Es ist nicht bekannt, wie lange ECoV in der Umwelt überlebt und eventuell als Infektionsquelle dienen kann. Es wurde gezeigt, dass humane Coronaviren, wie z. B. das Schwere Akute Respiratorische Syndrom (SARS) -CoV bis zu 2 Tage im Abwasser und entchlortem Leitungswasser, 3 Tage im Kot und 17 Tage im Urin bei Raumtemperatur infektiös bleiben kann. Die Überlebenszeit in der Umwelt kann bei niedrigeren Temperaturen länger sein. Dies ist eine mögliche Erklärung dafür, dass Erregernachweise in Kotproben sowie Erkrankungen verursacht durch ECoV und BCoV bei kälterem Wetter häufiger auftreten.


Krankheitssymptome

In der Zusammenfassung der Informationen aus 20 ECoV-Ausbrüchen im Zeitraum November 2011 bis März 2017 zeigten von insgesamt 472 Pferden nur 130 (27,5 %) Tiere klinische Symptome. Die häufigsten Krankheitsanzeichen waren Appetitverlust (97 %), Schläfrigkeit (88 %) und Fieber (83 %).  Bei ca. 20 % der klinisch betroffenen Pferde wurden Veränderungen der Kotbeschaffenheit beobachtet, die von weich geformter bis wässriger Konsistenz reichten und teilweise mit Koliken einhergingen. Allgemeine Veränderungen (Appetitverlust und Fieber) gingen gastrointestinalen Anzeichen voraus. Bei 3 % der klinisch infizierten Pferde wurden Anzeichen einer Beeinträchtigung des zentralen Nervensystems (Enzephalopathie) festgestellt. Diese zeigten sich durch im Kreis laufen, Kopfdrücken, Koordinationsstörungen (Ataxie), Augenzucken und Krampfanfälle.

Während verschiedener Ausbrüche blieben 4 – 83 % der Pferde ohne Krankheitssymptome, selbst wenn ECoV im Kot nachgewiesen wurde. Diese breite Anzahl unauffälliger Infektionen hängt wahrscheinlich mit einer Kombination von unterschiedlichen Virus-, Wirts- und Umweltfaktoren zusammen, die den Krankheitsverlauf beeinflussen.


Diagnose

Die Diagnose einer ECoV-Infektion beruht auf dem Vorhandensein klinischer Symptome, die mit einer ECoV-Infektion vereinbar sind, typischen Veränderungen im Blutbild (Neutropenie und/oder Lymphopenie), dem Ausschluss anderer Infektionserreger sowie dem Nachweis von ECoV im Kot.

Im Rahmen des Früherkennungsprogramms der Sächsischen Tierseuchenkasse können Pferde bei Verdacht auf ECoV untersucht werden.


Behandlung und Vorbeugung

Die meisten Pferde mit ECoV-Infektionen benötigen keine oder nur eine minimale unterstützende Behandlung, da sie in der Regel von alleine wieder gesund werden. Bei klinischen Symptomen ist der Tierarzt zu rufen. Dieser entscheidet über die Notwendigkeit einer Behandlung. Es gibt keinen zugelassenen Impfstoff gegen ECoV.


Empfehlungen zur Biosicherheit

Wie zur allgemeinen Vorbeugung der Einschleppung von Infektionskrankheiten in einen Pferdebestand, sollten neue Tiere für 3 Wochen quarantänisiert und beobachtet werden, bevor sie in Kontakt mit der Herde kommen. Beim Auftreten von klinischen Erkrankungen insbesondere mit Durchfall einhergehend, sollten die Pferde spätestens dann isoliert und unter anderem auch auf ECoV untersucht werden.

Im Übrigen gelten die allgemeinen Biosicherheitsmaßnahmen für Pferdebetriebe. Übliche Desinfektionsmittel inaktivieren ECoV.


Schlussfolgerungen

Das Equine Coronavirus (ECoV) wurde in den letzten Jahren in Japan, Europa und den USA als neues, klinisch wichtiges Virus bei erwachsenen Pferden diagnostiziert. Durch ein erhöhtes Bewusstsein auf dem Gebiet der Coronaviren und der Verfügbarkeit neuer diagnostischer Tests zum Nachweis von ECoV im Kot betroffener Pferde, gibt es zunehmend Berichte über diese Erkrankung.

Infektionen mit ECoV bei Pferden in Sachsen sind dem Pferdgesundheitsdienst bislang aber noch nicht bekannt geworden.

Die Epidemiologie, Pathogenese und Prävention von ECoV-Infektionen werden derzeit vor allem in den betroffenen Ländern aktiv untersucht. 


  Kontakt zum Pferdegesundheitsdienst  

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