Pansenegelbefall bei Rindern – eine unterschätzte Gefahr

Befall mit Pansenegeln.


In den letzten Jahren wurde im Zuge von Untersuchungen von Rindern nach dem Sektionsprogramm der Sächsischen Tierseuchenkasse häufiger die Diagnose „Befall mit Pansenegeln“ gestellt.

Ausschließlich betroffen waren dabei Tiere, die aus Mutterkuhbeständen mit Weidehaltung zur Untersuchung an die jeweilige LUA angeliefert wurden. Eine Infektion mit Pansenegeln stellt den rinderhaltenden Landwirt aufgrund der schwierigen Prophylaxe und der nahezu unmöglichen Therapie vor besondere Herausforderungen. Erstmals ist uns in Sachsen eine nachweisliche Übertragung dieser Parasiten von einem Bestand in den nächsten durch Zukauf zur Kenntnis gelangt. Deshalb möchten wir Sie mit diesem Artikel auf das Problem aufmerksam machen.

Pansenegel (Paramphistomum spp.) gehören, wie auch Großer und Kleiner Leberegel, zu der dem  Stamm der Plattwürmer zugehörigen Klasse der Saugwürmer (Trematoden) mit der charakteristischen birnenähnlichen Form und zwei Saugnäpfen. Mit dem hinteren großen Saugnapf saugt sich der ca. 1 cm große glasigrosafarbene Parasit an der Pansenschleimhaut fest. Pansenegel können in unseren Breiten je nach Spezies Rind, Schaf, Schalenwild, Rothirsch und Mufflon befallen. Wie der Leberegel benötigen auch sie einen Zwischenwirt. Die Eier werden über den Kot ausgeschieden und können über mehrere Wochen lebensfähig bleiben. Bei 20ᵒC entwickelt sich im Ei die Larve (Mirazidium), diese schlüpft und befällt die Zwischenwirte (Süßwasserschnecken). Die Entwicklung der Larven zu einer weiteren geschwänzten Larvenform dauert in der Schnecke ca. 100 Tage. Diese verlassen den Zwischenwirt, siedeln sich bevorzugt an gelblichen Pflanzenteilen an und bleiben bei Feuchtigkeit ca. fünf Monate lebensfähig. Sie sind jedoch gegen Austrocknung sehr empfindlich, sodass über Heu keine Infektion erfolgen kann. Die Larve wird vom Wiederkäuer aufgenommen und gelangt zuerst bis in den Dünndarm, bevor die Rückwanderung zum Pansen erfolgt. Durch das Anheften an der Schleimhaut des Pansens und des Dünndarms entstehen Blutungen, Schwellungen und schließlich Entzündungen. 20.000 Jungegel können über diese Schädigungen klinische Symptome, wie Durchfall, gestörte Futteraufnahme, Apathie und Fieber hervorrufen. Abmagerung und damit wirtschaftlicher Schaden sind die Folge. Eine Diagnostik gestaltet sich schwierig, da adulte Würmer nur selten im Kot anzutreffen sind. Eine sichere Feststellung des Befalls lässt sich durch die Sektion oder die Untersuchung des Pansens nach der Schlachtung bzw. durch Kotuntersuchung (ausgeschiedene Eier, siehe Foto) ermitteln.

Da frischer Pansen oft als Hundefutter verwendet wird, können hier unter Umständen Pansenegel aufgenommen werden, die aber keinerlei Gefahr für den Hund darstellen.

Eine Ansteckungsprophylaxe auf der Weide ist nur durch Fernhalten der Wiederkäuer von langfristig bestehenden, mit Schnecken besetzten Wasseransammlungen möglich. Deshalb sollten diese Gebiete (Wassergräben, Sümpfe, Überschwemmungsgebiete) aus der Weide ausgegrenzt werden. Zurzeit steht  in Deutschland kein zugelassenes wirksames Mittel für die Bekämpfung des Pansenegels zur Verfügung. Ein entsprechendes Medikament kann evtl. über das europäische Ausland  bezogen werden. Befragen Sie dazu bitte Ihren Tierarzt.



Pansenegel auf der Pansenschleimhaut

Pansenegel nach Aufschwemmung in Wasser

Pansenegelei

Fotos: LUA Sachsen


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