Leserbrief zum Artikel „Keim-Alarm in Sachsen: Vier von fünf Schweineställen verseucht“

Von einer Zeitung erwartet man, dass sie ihre Leser korrekt informiert.


Dafür  ist es erforderlich, dass der entsprechende Journalist auch ausführlich recherchiert und Informationen in einem fachlich richtigen Zusammenhang stellt.

Das möchte der Schweinegesundheitsdienst der Sächsischen Tierseuchenkasse mit einem Leserbrief nachholen.


Richtig an diesem oben genannten Artikel ist, dass in einer Stichprobe von  untersuchten Schweinebeständen in Sachsen in 78,1 % der Betriebe methicillinresistente Staphylokokkus aureus-Stämme nachgewiesen (MRSA) wurden. Falsch ist, dass es sich um eine Verseuchung handelt.

In den vergangenen Jahren wurden verschiedene Studien zum Vorkommen von MRSA bei Nutztieren in anderen  Bundesländern und Ländern der EU durchgeführt. Die sächsischen Ergebnisse liegen sowohl im Bundesdurchschnitt als auch im europäischen Mittel.

MRSA sind Staphylokokken, die Resistenzen gegen bestimmte Antibiotika ausgebildet haben. Die Fähigkeit zur Resistenzbildung ist eine uralte Überlebensstrategie von Bakterien. Staphylokokken sind Umweltkeime, die ganz normal auf der Haut und Schleimhaut von Mensch und Tier vorkommen und keine Seuche verursachen. Die MRSA lassen sich  nach ihrem Vorkommen in verschiedene Gruppen einteilen: Krankenhaus-MRSA (ha MRSA), Bevölkerungs-MRSA (ca MRSA) und Nutztier-MRSA (la MRSA). Für den Menschen sind die MRSA, die in der Bevölkerung vorkommen am gefährlichsten, die Nutztier-MRSA am wenigsten gefährlich. Trotzdem besteht das Risiko, dass auch Nutztier-MRSA in Krankenhäuser eingetragen werden. Nutztier-MRSA werden jedoch nur selten von Mensch zu Mensch  übertragen.

In der sächsischen Studie wurden ausschließlich Nutztier-MRSA nachgewiesen. Dabei wurde kein Zusammenhang zwischen der Bestandsgröße der Schweinebestände und der Nachweisrate von MRSA festgestellt. Ebenso wenig war ein Zusammenhang zwischen dem Antibiotikaeinsatz in den Beständen und dem Nachweis von MRSA feststellbar. Außerdem reagierten oft nur Einzeltiere im Bestand positiv und nicht die gesamte Herde, aber schon bei einem positiven Nachweis wurde der Betrieb als MRSA-positiv gewertet.

Die Untersuchungen in sächsischen Beständen waren freiwillig und zeugen von einer hohen Verantwortlichkeit der Schweinehalter gegenüber der Gesellschaft. Nur Personen wie Tierhalter und Tierärzte, die häufig Kontakt mit Nutztieren haben, gehen ein erhöhtes Risiko ein, mit Nutztier-MRSA unbemerkt besiedelt zu werden. Wer sich dessen bewusst ist, kann auch handeln und bei einem eventuellen Krankenhausaufenthalt den behandelnden Arzt auf die mögliche Besiedlung mit MRSA aufmerksam machen, um eine Einschleppung solcher MRSA in Krankenhäuser zu verhindern.


Für den Verbraucher besteht laut Prof. Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR) in Berlin, keine Infektionsgefahr: „Dass MRSA von Nutztieren über Lebensmittel wie rohes Fleisch oder Rohmilch auf Menschen übertragen werden, ist nach derzeitigem Kenntnisstand unwahrscheinlich.“ Durch die Erhitzung (Brühen und Abflammen) der Schweinekörper im Zuge des Schlachtprozesses kommt es automatisch zu einer Abtötung der Erreger.

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