Welssterben durch Iridovirusinfektion

Abb. 1 punktförmige Blutungen

Im Hochsommer diesen Jahres kam es in einem Teich bei in Monokultur gehaltenen dreisömmrigen Europäischen Welsen (Silurus glanis) zu sehr hohen Verlusten.

Über einen Zeitraum von ca. zwei Wochen starb ein Viertel des Bestandes. Äußerlich fielen dem Besitzer insbesondere die blassen Kiemen auf. Bei der pathologisch-anatomischen Untersuchung durch den Fischgesundheitsdienst wurden interessante Befunde erhoben. Auf der Haut waren bei eingehender Betrachtung punktförmige Blutungen zu sehen (Abb.1). Die Kiemen waren stellenweise schneeweiß (anämisch) beziehungsweise weiß-rot gefleckt. Bei der Eröffnung der Bauchhöhle war besonders die Blutleere der inneren Organe auffällig (Abb. 2). Die Milz war gefleckt und scheinbar entspeichert, die Niere hellrosa mit teilweise dunkelroten Bereichen. Neben der Wasseruntersuchung, die ohne auffälliges Ergebnis abgeschlossen wurde, wurden Proben zur mikrobiologischen, histologischen und virologischen Untersuchung an die Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen Sachsen (LUA) gesendet. Die histologische Untersuchung ergab veränderte rote Blutkörperchen, Gewebszerstörungen in der Milz sowie der Niere. Außerdem konnte ein nahezu vollständiger Gewebsuntergang in den Kiemen (Kiemennekrose) diagnostiziert (Bulla, LUA Dresden) werden. Aus der pathologisch anatomischen Untersuchung sowie den Ergebnissen der histologischen Untersuchung wurde der Verdacht einer Virusinfektion abgeleitet, sodass die Weiterleitung der Organe an das Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit; Insel Riems veranlasst wurde. Dort konnte mit Hilfe der PCR Technik das Welsiridovirus, auch European sheatfish virus (ESV) genannt, nachgewiesen werden (Bergmann, FLI Insel Riems).


Das ESV ist eng verwandt mit dem EHNV (Epizootic haematopoietic necrosis virus), einem Erreger, der vorwiegend bei Barschen hohe Verluste hervorruft, bei Regenbogenforellen zu Erkrankungen führen kann und derzeit nur auf Australien beschränkt ist und dem ECV (European catfish virus), einem Virus, welches den Katzenwels befällt. Regenbogenforellen können mit ESV und ECV infiziert werden, erkranken aber nicht (Rapp, 2003). Auch in Deutschland war das ESV Ursache von hohen Sterblichkeitsraten bei Welsen in Kreislaufanlagen mit Warmwasserhaltung. Aus Italien wird über einen Fall bei in Freilandhaltung aufgezogenen Welsen berichtet. In Norditalien wurde beobachtet, dass die Erkrankung vorwiegend im Sommer bei Wassertemperaturen von 18-22°C klinisch in Erscheinung tritt, wobei in Deutschland Ausbrüche in Kreislaufanlagen immer dann beobachtet wurden, wenn die Fische unter Stress standen. Man kann also von einer persistierenden Infektion ausgehen. Das in Sachsen beobachtete klinisch und pathologisch anatomische Bild wird in der Literatur als typisch für eine Infektion mit dem ESV beschrieben und ist gekennzeichnet durch Nekrosen (Gewebszerstörung) in Kiemen, Leber, Niere und Milz. Die Verlustrate kann bei älteren Welsen 10 bis 20% betragen. In diesem Jahr sind innerhalb von Deutschland mehrere ESV-Infektionen mit erheblichen Verlusten in verschiedenen Welsbeständen aufgetreten (Bergmann, FLI, mdl.), so dass weiterer Forschungsbedarf angezeigt ist.


Abb. 2 Blutleere der inneren Organe

Dr. med. vet. Grit Bräuer
Dr. med. vet. Cornelia Mohr 

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.