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Große Bedeutung besitzen nach wie vor mit Durchfall
einhergehende Erkrankungen der Saug-
und Absatzkälber,
bedingt durch E.-coli-Infektionen,
Rota- und Coronavirusinfektionen,
Kryptosporidienbefall,
vereinzelt auch Salmonellen und andere Erreger. Bei etwas größeren
Kälbern sowie jungrindern standen eindeutig alle Formen der enzootischen Pneumonie im
Vordergrund, zum Teil mit erheblichen Verlusten einhergehend.
Die am häufigsten nachgewiesenen Erreger waren hier PasteurelIen (P. multocida und P. hämo-
Iytica), Actinomyces pyogenes, zahlreiche Viren (lBR-Virus, BVD/MD-Virus,
Pl-J-Virus), aber auch
Mykoplasmen und Chlamydien. Auslöser dieser verlustreichen und therapeutisch aufgrund der
Vielzahl der beteiligten Erreger schwer zu beherrschenden Erkrankungen waren nach Meinung
des Rindergesundheitsdienstes in erster Linie:
-.
Mängel im Management der Kälberhaltung,
lückenhafte oder fehlende Muttertiervakzination,
keine optimale Erstkolostrumversorgung der Neugeborenen,
Zukäufe von jungtieren über Händler aus absolut unbekannter Herkunft und dadurch
ständig neue Zuführung von bakteriellen und viralen Krankheitserregern in den eige-
nen Bestand (ständige )mmunologische Unruhe"),
Aufgabe des Rein-Raus-Prinzips und Mängel bei Reinigung und Desinfektion,
fehlende oder zu späte Schutzimpfung von Kälbern bzw. jungrindern bei Bestands-
zusammenführung in Mastbetrieben.
Die Beteiligung des - in jüngster Vergangenheit als bedeutungsvoll
erkannten - Bovinen Re-
spiratorischen Synzytialvirus (BRS-Virus) am Komplex der enzootischen Pneumonie der Kälber
und jungrinder konnten wir in Sachsen bisher nicht in dem Maße bestätigen. Die Kontrolle von
Blutproben sowohl von Kühen als auch von Kälbern auf das Vorhandensein von spezifischen
Antikörpern zeigt jedoch, daß diese Infektionskrankheit
auch in unserer Rinderpopulation vor-
handen ist. Obwohl
vom klinischen Bild in einigen Fällen ein Verdacht auf BRSV-Infektion
geäußert wurde, konnte nur in Einzelfällen Virusnachweis bestätigt werden. Trotzdem sollte
diesem Erreger erhöhte Aufmerksamkeit
zuteil werden.
Fruchbarkeits-
und Stoffwechselstörungen
Die Leistungsfähigkeit
und Wirtschaftlichkeit
eines Milchkuhbestandes wird ganz entschei-
dend durch stabile Fruchtbarkeitsleistungen und optimale Stoffwechselgesundheit
beeinflußt.
Trotz der enormen Bedeutung wurde nach Einschätzung des Rindergesundheitsdienstes diesen
beiden Themenkreisen in vielen Beständen nicht die notwendige Beachtung geschenkt. Da in
etlichen Betrieben nur noch eine wenige Parameter umfassende Dokumentation der
Fruchtbarkeitsleistungen der Herde bzw. des Einzeltieres vorhanden ist, existiert anscheinend
oftmals nur eine vage Vermutung über tatsächliche Fruchbarkeitsprobleme.
Demzufolge war
auch 1993 und 1994 der Beratungsbedarf seitens der Betriebe relativ gering ausgeprägt. Erst
bei zum Teil gravierenden Fruchtbarkeitsstörungen wurden in Einzelfällen entsprechende Un-
tersuchungen veranlaßt.
Da dieses Gebiet so vielschichtig ist, kann in diesem Rahmen nur auf die vom Rinder-
gesundheitsdienst
beobachteten Tendenzen hingewiesen werden:
Anstieg der Zwischenkalbezeit,
Anstieg des Besamungsaufwandes,
Anstieg der notwend igen tierärztl ichen Steri Iitätsbehandl ungen,