4.8
Fruchtbarkeitsstörungen beim Rind
Die Tierärzte des RGD wurden in den letzten 2 Jahren zunehmend zu Fragen der Fruchtbarkeit
konsultiert. Auslösender Anlass waren oftmals unbefriedigende Ergebnisse bei den Trächtigkeits-
untersuchungen oder ein hoher Anteil an Kühen, die als nicht besamungswürdig abzulehnen
waren. Die ersten Analysen "vor Ort" wiesen z. T. hochgradige Fruchtbarkeitsstörungen aus, die
wichtigen Parameter bewegten sich in kritischen Bereichen, und umfangreiche diagnostische Un-
tersuchungen mussten eingeleitet werden. Die Thematik erfordert von Landwirt, Besamungstech-
niker und Tierarzt die Bereitschaft zu Mehrarbeit, zusätzlicher Dokumentation und ggf. auch vor-
übergehend höheren Kosten. Die Bearbeitung von Fruchtbarkeitsproblemen gestaltet sich deshalb
so kompliziert, weil ursächlich viele Faktoren beteiligt sind, die erst einmal erkannt werden müs-
sen, und dann längere Zeiträume notwendig sind, die Bedingungen so zu verändern, dass sich die
Fruchtbarkeitslage merklich bessert.
Eine effektive Milchproduktion
ist auf eine ungestörte Fruchtbarkeit angewiesen. Aus diesem
Grunde sind Fruchtbarkeitsanalysen auf verschiedenen Ebenen zwingend notwendig.
Die in den letzten Jahren ständig gestiegene Reproduktionsrate der Milchviehbestände (1999 ca.
38
%)
und die damit verbundene kürzere Nutzungsdauer der Kühe verlangen eine kritische Aus-
einandersetzung mit den Ursachen, zumal ein hoher Anteil der Merzungen Zwangsselektionen
sind. Im Spektrum der Abgangsursachen nehmen Fruchtbarkeitsstörungen einen bedeutsamen
Platz ein, wobei eine eindeutige Zuordnung jedoch nicht immer erfolgt. Es ist leider keine Sel-
tenheit, dass nach einer gewissen Konsolidierung der Bestände nunmehr verstärkt Fertilitäts-
störungen zutage treten, die teilweise so erheblich sind, dass eine ungestörte Eigenreproduktion
des Bestandes nicht mehr möglich ist und nur durch Zukäufe die Lücken geschlossen werden kön-
nen.
Fragen nach den Zusammenhängen zwischen Leistungssteigerung, Nutzungsdauer und Tierge-
sundheit drängen sich zwangsläufig auf.
Zur Einschätzung der Fruchtbarkeit sind Kennzahlen erforderlich, die für verschiedene Ebenen
vorliegen (Betrieb, regionaler Zuchtverband, Land). Für das Land Sachsen werden nachfolgende
Angaben analysiert:
Tab. 1: Ziel-1st-Vergleich ausgewählter Fruchtbarkeitsdaten.
Quelle: Auswertung Besamung und Fruchtbarkeit, VIT Paretz (Zeitraum
10/99 - 8/00)
Parameter
Ist
Ziel (Literatur)
RZ (Tage)
81
60
-
80
>
70 Tage
(%)
55,30
ZTZ (Tage)
124
85 -100
>
140 Tage
(%)
30,90
Differenz RZ - ZTZ (Tage)
213
BI Kühe
2,2
<
2
GESTR Kühe
(%)
73
ZBZ Kühe (Tage)
43
<
30
BI Färsen
1,6
<
1,8
GESTR Färsen
(%)
62,7
ZBZ Färsen (Tage)
44
<
30
NR 90 Kühe
(%)
48,7
ZKZ 1999 (Tage) 11.LKV-Bericht
389
58