seinem betreuenden Tierarzt und dem RGD erarbeitetes diagnostisches Konzept in Verbindung mit
epidemiologischen Erhebungen zum Tierverkehr Infektionsverläufe und die Infektionsdynamik
im
Bestand aufgeklärt werden können (Abb. 1).
Zum Stellenwert der Impfung im Bekämpfungsprogramm
Die Erfahrungen der letzten Jahre in Sachsen zeigen, dass es möglich ist, durch konsequente,
lückenlose und langfristige Impfung auch große Milchviehbestände so zu stabilisieren, dass das
heute aufwachsende Jungvieh frei von BVDV ist und keine Antikörperreaktionen zeigt. Dieser sta-
bile Zustand sollte nicht durch den übereilten Ausstieg aus der BVD-Impfung verspielt werden.
Die Impfung trägt in diesen Beständen heute prophylaktischen Charakter und schützt den Bestand
vor Neuinfektionen. Ein Nachlassen in der Impfdichte ist nur dann zu vertreten, wenn durch mehr-
fache Stichprobenuntersuchungen bei ungeimpften Jungtieren nachgewiesen ist, dass sich im Be-
stand kein Virusausscheider befindet. Gleichzeitig muss der Bestand durch geeignete Hygiene-
maßnahmen und strikte Überwachung der Tierzukäufe (einschließlich Embryonen!) vor Neuinfek-
tionen geschützt werden.
Die Sanierung über die Impfung ist immer gefährdet, wenn Impflücken entstehen. Ein häufiger
Fehler ist die Besamung oder Bedeckung von Färsen ohne vorherige Impfung. Eine fachgerechte
Diagnostik kann oft klären, ob trotz der Impfung weiterhin Virus im Bestand zirkuliert. Damit ist
eine verantwortungsbewusste Entscheidung möglich, ob das Impfregime verbessert werden muss
oder ob der Einstieg in die Sanierung mit Kontrollprogramm notwendig ist.
"Notimpfungen" oder besser "Verzweiflungsimpfungen"
in Beständen mit einer aktiven BVDV-In-
fektion sind dagegen aus medizinischer Sicht abzulehnen. Sobald in der Herde klinische Scha-
densfälle beobachtet werden, ist bereits mit einer Durchseuchung der Herde zu rechnen, deren
Grad diagnostisch nachweisbar ist. Eine natürliche Infektion erzeugt hohe und lang anhaltende
Antikörpertiter. Die Impfung verbessert die Situation im Bestand i. d. R. nicht. Impfungen sind
immer dann sinnvoll, wenn sich im Bestand empfängliche Tiere befinden (wenige oder keine An-
tikörper gegen BVDV).
Die Ziele der Impfung sind:
- Schutz vor akuten Erkrankungen: Verminderung der Häufigkeit und Schwere von
Atemwegserkrankungen und Durchfällen, Unterbrechung von Infektionsketten mit ho-
rizontaler Ausbreitung in der Tiergruppe. Hier ist auch der Einsatz von vergleichsweise
schwach immunisierenden Impfstoffen wirksam.
- Schutz vor Infektion des Fetus: Entstehen von PI-Tieren verhindern; hohe Anforderun-
gen an die Immunität; hier ist zwingend der Einsatz von Impfstoffen erforderlich, die zur
Ausbildung einer starken Immunreaktion führen.
Für den impfenden Zuchtbetrieb muss es oberstes Ziel sein, mit der Impfung einen "fetalen
Schutz" zu erreichen. Es sind derzeit mehrere Impfstoffe erhältlich, welche diese Anforderung er-
füllen. Das Impfregime richtet sich jeweils nach den Anwendungsvorschriften der Präparate. Bei
Entscheidung für oder gegen die Impfung, bei Auswahl der Impfstoffe, der Festlegung des Impfre-
gimes und bei der korrekten Applikation
ist hohes tierärztliches Fachwissen und Verantwortungs-
bewusstsein gefordert. Von einem Einstieg in Impfung ohne vorherige Diagnostik ist aus heutiger
Sicht abzuraten.
4.3 Paratuberkulose - Bedeutung für Rinderbestände?
In der Fachpresse von Landwirtschaft und Veterinärmedizin mehren sich Hinweise, dass die Para-
tuberkulose Uohn'sche Krankheit) in Rinderbeständen eine zunehmende Bedeutung erlangen
könnte. Aus diesem Anlass soll auf das Wesen, die Erkennung und die Bedeutung dieser zwar mel-
depflichtigen, aber in Deutschland derzeit nicht bekämpfungspflichtigen Tierkrankheit eingegan-
gen werden.
Die Paratuberkulose, verursacht durch Mycobacterium paratuberculosis, tritt als ansteckende,
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