Stalles. Die Räudemilben schaffen durch ihre Bohrgänge Hautverletzungen,
in die Kokken als bak-
terielle Erreger eindringen können. Um die Weitergabe von Parasiten und deren Entwicklungssta-
dien von der Sau auf die Ferkel zu unterbinden, sollten die Sauen rechtzeitig vor dem Einstellen
in das Abferkelabteil ein gleichzeitig gegen Endo- und Ektoparasiten wirksames Präparat erhalten.
Ein wichtiger klinischer Hinweis, der bei jeder Bestandsdurchsicht sofort feststellbar ist, und als In-
dikator für den in einem Abferkelbereich vorhandenen Infektionsdruck durch Kokken genutzt wer-
den kann, ist nach unseren Erfahrungen das Auftreten von Hautveränderungen an Kopf und Nase
bei den Saugferkeln, die oft nur als Verschmutzungen angesehen werden.
Beim Kampf um die besten Plätze am Gesäuge der Sau fügen sich die Ferkel Verletzungen arn Kopf
zu, in die Kokken eindringen und zu Entzündungen führen können.
Die Maßnahmen der Reinigung und Desinfektion können in einigen Betrieben nur unzureichend
umgesetzt werden, weil Arbeitskräfte fehlen. Manchmal haben sich jedoch auch Fehler in der Um-
setzung der Hygiene in der Serviceperiode eingeschlichen, die nur schwer erkannt und korrigiert
werden.
Der Einsatz der Reinigungstechnik mit Hochdruckgeräten
ist bei manchen Stallausrüstungen
wegen der eingesetzten Materialien, vor allem an den Lühungsanlagen und im Deckenbereich,
nur schwer oder z. B. im Bereich von elektrischen Leitungen gar nicht möglich. Die Reinigungs-
arbeiten werden in solchen modernen Stallhaltungen oft nur bis zur halben Stallhöhe zufrieden-
steIlend durchgeführt. Infektiöse Stäube und Schmutz, die sich oberhalb der Tiere auf Leitungen,
Rohren, in Lüftungen, Nischen bzw. Fensterbänken befinden, werden in der Serviceperiode nicht
mit entfernt und schaffen-eine hohe Keimlast mit Bakterien und Viren schon zu Beginn der näch-
sten Stallbelegung. Um eine gute Wirkung zu erzielen, muss der Schmutz im oberen Stallbereich
in aufwendiger Handarbeit mit Spachtel, Bürsten und Besen entfernt und die Teile einer Wisch-
desinfektion unterzogen werden.
Immer mehr Betriebe schaffen die technischen Voraussetzungen für das Waschen und Desinfizie-
ren der Sauen vor dem Einstellen in den Abferkelbereich, was sich ebenfalls positiv auf die Redu-
zierung der Kokkeninfektionen bei den Ferkeln auswirkt. Die Sprühdesinfektion auf die Sauen
könnte bei hohem Keimdruck im Abstand von zwei Tagen bis zum Abferkeln mehrfach wiederholt
werden.
Eine gute Zusammenstellung zur ordnungsgemäßen Reinigung und Desinfektion für den Praktiker
erfolgte im Heft Nr. 1163/1996: "Desinfektion
im Stall- weniger Krankheiten, mehr Leistung" des
Auswertungs- und Informationsdienstes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (a. i. d.).
Mängel in der Hygiene und bei der Senkung des Infektionsdruckes sollten nicht durch Einsatz von
Medikamenten ausgeglichen werden. Es steigen dabei nur die finanziellen Belastungen des Be-
triebes und die Tierarztkosten. Außerdem werden Resistenzen bei den Bakterien erzeugt, die zu
einem absehbaren Zeitpunkt nicht mehr zu beherrschen sind.
Mit den Hinweisen und Empfehlungen zur Überprüfung und Verbesserung der Hygiene und der
Gestaltung des Tierumfeldes beim Auftreten von Kokkeninfektionen gehen wir in den Beratungen
durch den SGD einen Weg zur Prophylaxe, der zwar anfangs komplizierter und für den Tierhalter
aufwändiger erscheint, aber auf die langfristige Lösung der Probleme gerichtet ist.
Im Vergleich zum massiven Einsatz von Medikamenten
ist das - auch im Sinne des Verbraucher-
schutzes - in den Schweinebeständen der bessere Weg.
4.5 Zu Ursachen von Fruchtbarkeitsstörungen bei Sauen
Die Differentialdiagnostik von Fruchtbarkeitsstörungen
ist nach wie vor ein wichtiges Arbeitsge-
biet des SGD. Da die Ursachen häufig komplexer Natur sind, erfordert deren Erkennen eine sehr
umfangreiche Vorgehensweise. In den vergangenen Jahren wurde das Diagnostikspektrum durch
die Untersuchung von Genitalorganen und Gallenflüssigkeit fruchtbarkeitsgestörter Sauen erwei-
tert. Die Entnahme der Genitalorgane einschließlich Harnblasen sowie der Gallenblasen erfolgte
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