während des Schlachtprozesses. Die Proben wurden zur weiteren Untersuchung der Abteilung
Zuchthygiene der LUA Sachsen, Standort Dresden übergeben.
Anlass für die diagnostische Schlachtung von Sauen waren Fruchtbarkeitsstörungen in Form von zu
geringen Trächtigkeitsraten (ca. 50-70%) nach Erstbesamungen, verbunden mit zyklusgerechtem
oder irregulärem Umrauschen, Anöstrie und dem gehäuften Auftreten sogenannter Durchläufer. In-
fektiöse Fruchtbarkeitsstörungen wie Leptospirose, Brucellose, Schweinepest und Aujeszkysche
Krankheit konnten durch die regelmäßige serologische Untersuchung von Abortblutproben ausge-
schlossen werden. Mögliche PRRSV-Infektionsschübe wurden durch serologische Untersuchungen
von Serumpaaren abgeklärt und spielten in diesen Sauenherden im fraglichen Zeitraum keine Rolle.
Die Impfung gegen Parvovirose erfolgte in allen Herden regelmäßig entsprechend den Empfehlun-
gen des Impfstoffherstellers (Grundimmunisierung der Jungsauen, Wiederholungsimpfung bei Alt-
sauen 14 Tage vor dem Belegen sowie zweimal jährlich Impfung aller Such- und Deckeber). Sero-
logische Stichproben vor der Besamung ergaben in jedem Falle schützende Titer. Auch das Bio-
technik- und Besamungsregime zeigte keine offensichtlichen Mängel. Im Zweifelsfall erfolgte mit-
tels Ultraschalltechnik (Scanner) eine Ovardiagnostik zur Überprüfung des Besamungszeitpunktes.
Die Ovardiagnostik wurde durch Herrn A. Richter von der Ambulatorischen und Geburtshilflichen
Tierklinik der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig durchgeführt.
Insgesamt wurden von Ende 1998 bis Ende 1999 aus 9 Ferkelerzeugerbetrieben 84 Alt- und 10
Jungsauen mit der oben beschriebenen Problematik der diagnostischen Schlachtung zugeführt.
Die Untersuchung der Geschlechtsorgane bestand in der Beurteilung des Funktionszustandes der
Eierstöcke (Ovarien) durch Auszählen und Messen der Follikel und Gelbkörper sowie der Beur-
teilung des Funktionszustandes der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) durch makroskopi-
sche, histologische und bakteriologische Untersuchung der Gebärmutter (Uterus) und der Ermitt-
lung der Uterusmasse ohne anhaftende Bänder. Die Harnblasenschleimhaut wurde bei Vorliegen
entzündlicherVeränderungen histologisch und bakteriologisch untersucht. Im Gallenblasensaft er-
folgte die Bestimmung des Gehaltes an Gesamtzearalenon.
Zearalenon ist ein Stoffwechselprodukt (Mykotoxin) von Feldpilzen der Gattung Fusarium, die ver-
schiedene Getreidearten schon während des Wachstums, vor allem aber während der Reifeperi-
ode befallen. Unter ungünstigen Witterungsbedingungen können von diesen Feldpilzen Tricho-
thecene ( Deoxynivalenol (DON), Nivalenol, T2-Toxin, HT2-Toxin, Monoacetoxyscirpenol und
Diacetoxyscirpenol) und Zearalenon gebildet werden. Zearalenon und seine Metabolite, deren
Wirkungen die des Zearalenons noch übersteigen, stehen in ihrer chemischen Struktur den Östro-
genen nahe und besitzen östrogen-ähnliche Wirkung durch Anlagerung an die entsprechenden
Rezeptoren. Die Hauptwirkungen des Zearalenons auf die Fruchtbarkeit von Sauen wurden in der
Literatur vielfach beschrieben:
- Fruchtbarkeitsstörungen (abnormale Zyklen, gehäuftes Umrauschen, Azyklie, Dauer-
brunst, kleine Würfe, Entartung der Eierstöcke, Gewichts- und Größenzunahme der Ge-
bärmutter, aber auch Uterusgewichte unterhalb des Normbereiches)
- Enddarm- und Scheidenvorfall
- Scheiden- und Gesäugeschwellung
Nachfolgend werden die Ergebnisse der Untersuchungen an Genitalorganen fruchtbarkeitsgestör-
ter Sauen beschrieben und ausgewertet.
In Abbildung 1 und 2 sind die prozentualen Anteile der verschiedenen Gewichtsgruppen an der
Gesamtzahl der untersuchten Uteri getrennt nach Alt- und Jungsauen grafisch dargestellt. Diese
Trennung ist notwendig, da die Uterusmasse geschlechtsreifer Jungsauen 400 bis 600 g beträgt,
während die Uterusmasse geschlechtsgesunder Altsauen zwischen 500 und 700 g liegt. Aus bei-
den Grafiken wird ersichtlich, dass jeweils nur ein geringer Prozentsatz, bei Altsauen 21
%
und
bei Jungsauen 10
%,
normale Uterusmassen aufwiesen, während sowohl 57
%
der Uterusmassen
bei Altsauen und 50 % bei Jungsauen über der Norm als auch 22 % der Uterusmassen der Alts-
auen und 40 % bei Jungsauen unter der Norm lagen.
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