Jahresbericht 2015 - page 58

1 4 . A R B E I T S B E R I C H T D E S F I S C H G E S U N D H E I T S D I E N S T E S
Kulturverfahren auf besonderen Nährböden
wie beispielsweise dem Hayflick-Medium
versucht werden, auf denen sie typische,
spiegeleiförmige Kolonien bilden. Zum ande-
ren können Mykoplasmen morphologisch im
Elektronenmikroskop z.B. bei einer 44000- bis
56000fachen Vergrößerung nachgewiesen
werden. Zunehmend bedeutsam bei der
Mykoplasmendiagnostik sind molekularbio-
logische Verfahren, insbesondere stehen
verschiedene PCRs für weiterführende Unter-
suchungen zur Verfügung.
In den Jahren 2013 und 2014 wurden insge-
samt 63 Fischbestände in die Projekte einbe-
zogen. Davon wurden 25 als klinisch gesund
beurteilt, 38 waren unter verschiedenen
Symptomen, teilweise auch mit KHV-Verdacht
erkrankt. Bis auf drei Bestände (jeweils ein-
mal klinisch erkrankte Weiße Amur, Schleien,
Tilapien) wurden ausschließlich Karpfenbe-
stände unterschiedlicher Altersklassen in
die Untersuchungen einbezogen. Je Bestand
wurden fünf Fische beprobt und drei Sammel-
proben gebildet aus jeweils Teilen der Haut,
der Kiemen und der inneren Organe (Leber,
Niere, Milz). An der Landesuntersuchungsan-
stalt für das Gesundheits- und Veterinärwe-
sen Sachsen (LUA) wurden die entnommenen
Proben nach herkömmlicher Präparation
(Negativstaining ohne Anreicherung) elek-
tronenmikroskopisch auf das Vorhandensein
von Mykoplasmen untersucht. Gleichzeitig
wurden alle Poolproben kulturell bei mikro-
aerob mesophiler sowie bei aerob mesophiler
Bebrütung auf Mykoplasmen untersucht. Eine
PCR Untersuchung wurde immer angeschlos-
sen, wenn mit einer der beiden erstgenann-
ten Methoden Mykoplasmen diagnostiziert
wurden.
In 41 % der Bestände (n=26) wurden an der
LUA elektronenmikroskopisch Mykoplasmen
gefunden (Abb. 4). Nachweise erfolgten zu
jeder Jahreszeit, bei allen Altersstufen sowie
in klinisch gesunden und erkrankten Fisch-
beständen gleichermaßen. Mykoplasmen
wurden am häufigsten in den Hautproben,
seltener in den Kiemen und nur vereinzelt in
den inneren Organen elektronenmikrosko-
pisch diagnostiziert. Die kulturelle Anzucht
und der Nachweis mittels PCR blieben jedoch
in allen Fällen negativ. Auch weiterführen-
Fischbestände. Mit Abstand am häufigsten
wurden sowohl bei den kranken (53 %)
als auch bei den gesunden Fischen (36 %)
Herpesviren nachgewiesen. Da die KHV-PCR
überwiegend negative Ergebnisse brachte, ist
davon auszugehen, dass es sich dabei häufig
um andere Herpesviren als KHV handelte,
beispielsweise Cyprines Herpesvirus 1 (CyHV1,
Erreger der „Karpfenpocken“). Seltener
wurden Irido-, Rhabdo- oder Reoviren (Abb.
5) allein oder in Kombination mit Herpesviren
gefunden (Abb. 6).
Zusammenfassend ist zu sagen, dass
elektronenmikroskopisch nachgewiesene
Mykoplasmen nicht in Zusammenhang mit
Fischkrankheits- oder Verlustgeschehen
gebracht werden konnten. Offen bleibt die
Frage, warum die Ergebnisse der Elektro-
nenmikroskopie nicht durch kulturelle und
molekularbiologische Untersuchungen auf
Mykoplasmen bestätigt werden konnten.
Die Untersuchungen im Rahmen der beiden
Projekte ergaben zusätzlich einen interes-
santen Überblick über die Besiedlung von
Fischen mit Viren.
Es konnte ein deutlicher Zusammenhang zwi-
schen dem Vorkommen von Viren und Krank-
heitsgeschehen ermittelt werden (Abb. 6).
Trotzdem waren auch überraschend viele kli-
nisch gesunde Fischbestände mit Viren infiziert.
Einerseits gibt es sicher eine Vielzahl harmloser
Viren, andererseits muss hervorgehoben wer-
den, dass Fische unter günstigen Umweltbedin-
gungen Erkrankungen durch fakultativ patho-
gene Erreger erfolgreich abwehren können.
Abb. 4: Elektronenmikroskopische Auf­
nahme von Partikeln mit spezifischer
Mykoplasmen­Morphologie, Haut, Karpfen
Abb. 5: Elektronenmikroskopische
Aufnahme von Reoviren, Organe, Karpfen
negativ Herpes Herpes
+ Irido
Herpes
+ Reo
Herpes
+ Rhabdo
Reo
Irido
31 nm
60
50
40
30
20
10
0
% der
gesunden
% der
kranken
Abb. 6: prozentuale Verteilung der elektronenmikroskopischen Virusbefunde in klinisch
gesunden und kranken Fischbeständen
de Untersuchungen von 17 Proben aus drei
Beständen am FLI verliefen negativ (Kultur
und PCR).
Weiterhin konnten in 53 % aller untersuchten
Bestände auch verschiedene Viren bei der
elektronenmikroskopischen Untersuchung
dargestellt werden. Dies betraf 58 % der
erkrankten und 44 % der klinisch gesunden
Fische
58
1...,48,49,50,51,52,53,54,55,56,57 59,60
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