Jahresbericht 2015 - page 53

Fische
1 4 . A R B E I T S B E R I C H T D E S F I S C H G E S U N D H E I T S D I E N S T E S
14. Arbeitsbericht des
Fischgesundheitsdienstes
Auch im Jahr 2015 arbeitete der Fischge-
sundheitsdienst (FGD) in erster Linie für
die bei der Tierseuchenkasse gemeldeten
Fischhalter. Mit Stand 31.12.2015 waren ins-
gesamt 650 Fischhalter mit 8.621 ha Teich­
nutzfläche, 1.258.300 Brut-/Satzfischen,
200 t Speisefischen aus Forellenbetrieben
und anderen Aquakulturanlagen sowie 175 t­
Afrikanischen Welsen aus Kreislaufanlagen
gemeldet. Im Laufe des Jahres 2015 wurden
insgesamt mehr als 100 Fischhalter durch die
beiden im FGD arbeitenden Fachtierärztinnen
für Fische betreut, zusätzlich verschiedene
Anglerverbände und -vereine.
In den genehmigungspflichtigen Fischhal-
tungsbetrieben führte der FGD mehr als
110 Besuche in 84 Betrieben zur risikoori-
entierten, klinischen Untersuchung gemäß
§7 Fischseuchenverordnung durch. Häufig
wurden während dieser Betriebsbesuche
Laboruntersuchungen zum Ausschluss
verschiedener Virusseuchen im Rahmen der
Programme eingeleitet.
Weitere 246 Besuche erfolgten aufgrund
verschiedener Anlässe:
» zusätzliche Untersuchungen und Bera-
tungen gemäß FGD- oder KHV-Programm
» regelmäßige Gesundheitskontrollen und
Wasseranalysen auf der Grundlage von 23
abgeschlossenen Betreuungsverträgen mit
Haupterwerbsbetrieben sowie mit dem
Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft
und Geologie
» Beratungen und Untersuchungen im Auf-
trag von Lebensmittelüberwachungs- und
Veterinärämtern und weiteren Behörden
» FGD-Anforderungen aufgrund fischge-
sundheitlicher Probleme in Haupterwerbs-,
Nebenerwerbs- oder Hobby-Fischhaltungs-
betrieben sowie in Angelgewässern der
sächsischen Anglerverbände und -vereine.
Fischgesundheitliche Probleme, die im
warmen und wasserarmen Jahr 2015 eine
besondere Rolle spielten, waren neben Sau-
erstoff- und zum Teil extremem Wasserman-
gel verschiedene bakteriell und parasitär
bedingte Erkrankungen wie Furunkulose bei
den Salmoniden, Wurmstar der Cypriniden
(Linsentrübung durch Metacercarien), Befall
mit Sanguinicola sp. (Blutwurmkrankheit)
bei einsömmrigen Karpfen oder Ergasilus sp.
(Kiemenkrebse) bei Schleien. Bedingt durch
extrem hohe Wassertemperaturen kam es
in einzelnen Forellenzuchten bis zu 40%
Verlusten bei Forellensetzlingen, da der obere
Temperaturtoleranzbereich für die Individuen
überschritten war. Im Vergleich zu anderen
Jahren wurde besonders häufig Kiemenfäule
(Branchiomykose) bei Karpfen nachgewiesen.
Vereinzelt musste bei Salmoniden die PKD
(Proliferative Nierenkrankheit verursacht
durch Tetracapsuloides bryosalmonae, einem
einzelligen Sporentierchen) und eine durch
Amöben bedingte Kiemenerkrankung diagnos-
tiziert werden. Die Entwicklung der anzeige-
pflichtigen, virusbedingten Fischseuchen ist in
den folgenden Kapiteln 14.1 (FGD-Programm)
und 14.2 (KHV-Programm) dargestellt.
Erstmalig in Sachsen wurde in einem teich-
wirtschaftlich genutzten Gewässer mit
Mischbesatz in einer öffentlich zugänglichen
Parkanlage das Cyprine Herpesvirus 2 (CyHV2,
Goldfischherpesvirus) nach Untersuchungen
am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) nachgewie-
sen. Beobachtet wurde ein hochgradiges Ver-
lustgeschehen ausschließlich bei Goldfischen,
andere Fischarten waren nicht betroffen. Die
Goldfische, die nicht vom Teichwirt eingesetzt
worden waren, stammten vermutlich aus ver-
schiedenen Privathaltungen, die sich der Tiere
gesetzeswidrig entledigt hatten. Durch die
mutmaßliche Vermischung verschiedener Be-
stände mit unterschiedlichem CyHV2-Status
konnte die Erkrankung ausbrechen.
Weiterhin wurden die ersten Erkrankungsfälle
bei Nutzkarpfen durch das bundesweit ver-
breitete Carp Edema Virus (CEV) labordiagnos-
tisch bestätigt. Verdachtsfälle gab es auch in
Sachsen bereits seit mehreren Jahren, aber
erst 2015 wurde es möglich, Proben von Nutz-
karpfen am FLI sowie an der Tierärztlichen
Hochschule (TiHo) Hannover mittels PCR auf
CEV untersuchen zu lassen. So wurden dann
auch einzelne Rückstellproben von bis dahin
nicht aufklärbaren Karpfensterben aus dem
Jahr 2014 CEV-positiv getestet. Die Virusin-
fektion, die auch Koi Sleepy Disease (KSD)
genannt wird und differentialdiagnostisch von
der Koi-Herpesvirus Infektion (KHV-I) deutlich
abgrenzbar ist, obwohl einzelne Symptome
ähnlich sind, verursacht bei betroffenen
Karpfen eine starke Schwächung bis hin zum
„Einschlafen“, außerdem hochgradige Kie-
menveränderungen und eingesunkene Augen
(Abb. 1). Nach Beobachtungen des FGD tritt
die Erkrankung unter den bei uns herrschen-
den Klimaverhältnissen vor allem im Herbst
und Frühjahr, aber auch in der Winterung bei
Temperaturen zwischen 4 °C und 15 °C auf.
Bislang ist wenig bekannt zu Verbreitung und
Übertragungswegen.
2015 wurden zwei Projekte durch den FGD
bearbeitet. Mit dem „Projekt der Säch-
sischen Tierseuchenkasse zur Reduzierung
der Verluste bei Regenbogenforellen in einer
Netzgehegeanlage durch prophylaktischen
Einsatz einer Vakzine in den Jahren 2015 und
2016“ wurde im Frühjahr begonnen, einen
norwegischen Impfstoff gegen den Furun-
kuloseerreger klinisch zu testen. Das Projekt
wird 2016 weitergeführt und anschließend
ausgewertet.
Das „Projekt der Sächsischen Tierseuchen-
kasse zur Untersuchung von Verbreitung und
Bedeutung von Mykoplasmen im Zusammen-
hang mit Verlustgeschehen bei Fischen in
Sachsen“ wurde 2015 gemeinsam mit dem
Vorgängerprojekt abschließend bearbeitet.
Ein Kurzbericht über ausgewählte Ergebnisse
befindet sich im Anschluss (Kapitel 14.3).
Auch in verschiedene externe Projekte des
LfULG und der Universität Leipzig war der
FGD als Kooperationspartner bzw. in Projekt-
arbeitsgruppen einbezogen.
Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit des FGD
lag 2015 in der Aus-, Fort- und Weiterbildung.
Es wurden mehrere Vorträge zu aktuellen
Themen der Fischgesundheit gehalten,
Abb. 1: einsömmriger Karpfen mit typischen
Symptomen einer CEV-Infektion, hochgradige
Kiemenschwellung mit Blutungen durchsetzt,
eingesunkene Augen
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1...,43,44,45,46,47,48,49,50,51,52 54,55,56,57,58,59,60
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