Jahresbericht 2015 - page 48

13. Arbeitsbericht des
Geflügelgesundheitsdienstes
1 3 . A R B E I T S B E R I C H T D E S G E F L Ü G E L G E S U N D H E I T S D I E N S T E S
Das Jahr 2015 war im Bereich der Geflügel-
wirtschaft wieder geprägt von intensiven
Diskussionen über Tierschutz und Tierwohl.
Durch die Vereinbarung der Geflügelwirt-
schaft mit dem Bundesministerium für Ernäh-
rung und Landwirtschaft zu einer „freiwilligen
Selbstverpflichtung zu mehr Tierwohl“ und
die Erstellung einer „Geflügelcharta“, hat
sich die deutsche Geflügelwirtschaft wieder
einmal als Vorreiter in Europa positioniert.
Diese politischen und gesellschaftlichen Ent-
scheidungen stellen für Geflügelhalter hohe
Herausforderungen an das Management
und die Tiergesundheit dar, die sich auch auf
die Arbeit des Geflügelgesundheitsdienstes
auswirken. So sieht die Vereinbarung vor,
ab dem 01.01.2017 auf das Kupieren der
Schnabelspitze komplett zu verzichten. Diese
angekündigte Änderung führte zu Verunsiche-
rung bei den Tierhaltern und es kam häufig zu
Anfragen, welche Probleme zu erwarten sind
und wie man Federpicken und Kannibalismus
vermeiden kann.
Um dieser Herausforderung zu begegnen, hat
das Landesamt für Landwirtschaft ein Projekt
initiiert, bei dem in ausgewählten Betrieben
unkupierte Legehennen über die gesamte
Haltungsperiode begleitet werden, um pra-
xistaugliche Empfehlungen für Legehennen-
halter zu erstellen. Der Geflügelgesundheits-
dienst war und ist an der Planung und der
Durchführung des Projekts beteiligt.
Neben diesen neuen Herausforderungen galt
es aber, die laufenden Aufgaben aus den
bestehenden Projekten und Programmen zu
erfüllen, so dass der Geflügelgesundheits-
dienst intensiv ausgelastet war. Der GGD
führte im letzten Jahr 170 Betriebsbesuche
durch. Die meisten Besuche wurden wieder
im Rahmen des Programms zur Reduktion
der Salmonellenprävalenz in sächsischen
Geflügelhaltungen durchgeführt. Die Bera-
tungen umfassten neben der Optimierung
der Haltungs- und Produktionshygiene auch
Aspekte aktueller Gesundheitsprobleme und
Krankheitsprophylaxe. (siehe Tab. 1).
Das „Projekt zur Bekämpfung der Infektiösen
Bronchitis (IB) durch serologische Kontrolle
der Impfung und Beratung zur Optimierung
des Impfschutzes in Legehennenhaltungen“
wurde 2015 auf Bestände fokussiert, bei
denen der Verdacht einer akuten Infektion vor-
lag. Neben der serologischen Untersuchung
wurde die Diagnostik auch um den Virusnach-
weis über eine PCR erweitert. Um den Verlauf
einer akuten Infektion über die Antikörpertiter
zu dokumentieren, wurden drei Wochen nach
einer ersten Untersuchung weitere Blutproben
gezogen und die Titer gegen IB bestimmt.
Sobald die Ergebnisse und die Auswertung
der Untersuchungen vorliegen, werden diese
auf der Internetseite der TSK veröffentlicht.
Aufgrund der unterschiedlichen Einstallungs-
termine und Haltungsperioden der Projektbe-
triebe musste „das Projekt der Sächsischen
Tierseuchenkasse zur Erfassung der endo-
parasitären Belastungen von Legehennen
in sächsischen Hühnerhaltungen und deren
Auswirkungen auf die Leistung der Tiere“ bis
Mitte 2016 verlängert werden. Auch diese
Ergebnisse werden nach Abschluss des Pro-
jekts veröffentlicht.
Um den Geflügelgesundheitsdienst zu entla-
sten, wurden wieder die Veterinärämter der
Kreise gebeten, einzelne amtliche Tätig-
keiten, wie die Entnahme der Blutproben im
Rahmen des AI Hausgeflügelmonitorings, zu
übernehmen. Allen Kollegen und Kolleginnen
nochmals herzlichen Dank für die Unterstüt-
zung. Sachsen blieb auch im letzten Jahr von
Ausbrüchen der Geflügelpest und den Nach-
weisen von niedrigpathogenen Influenzaviren
verschont. Insgesamt wurden 704 Blutproben
aus 42 Haltungen untersucht.
Auffällig waren im letzten Jahr bakterielle
Infektionen durch den Erreger Rimerella ana-
tipestifer bei Pekingenten, die in mehreren
Beständen zu massiven Erkrankungen mit
Verlusten bis zu 75 % der Tiere führten. Die-
ser intensive Krankheitsverlauf war bisher in
diesem Ausmaß nicht bekannt. In den betrof-
fenen Beständen wurden Pläne zur Prophyla-
xe erstellt und umgesetzt. Die Folgedurchgän-
ge waren bisher unauffällig, doch wird das
weitere Geschehen beobachtet.
Ende 2015 kam es in einem großen Putenbe-
stand zum Auftreten der Schwarzkopfkrank-
heit, die nicht eingedämmt werden konnte.
Die Tiere der betroffenen Herde waren noch
nicht schlachtreif und es galt eine Ausbrei-
tung der Histomonaden auf andere Ställe zu
vermeiden, so dass man sich zur Räumung
des Bestandes entschieden hat. Die Ein-
tragsquelle konnte weder bei den Rimerellen
noch bei der Schwarzkopfkrankheit ermittelt
werden. Diese Fälle zeigen, dass immer wie-
Geflügel-
gesundheits-
dienst
Herr
Roland Küblböck
Fachtierarzt für
Geflügel, Wild-, Zier-
und Zoovögel
Sächsische Tierseuchenkasse
Brückenstr. 2
09322 Penig
Telefon: 037381 6693-16
Fax:
037381 6693-19
Mobil: 0171 4836087
E-Mail:
Abb. 2: Alarmzeichen für Federpicken und
Federfressen; fehlende Federn am Übergang
vom Rücken auf den Stoß und keine Federn in
der Einstreu
Abb. 1: Leber mit Veränderungen durch Histo­
monaden (Erreger der Schwarzkopfkrankheit)
Geflügel
48
1...,38,39,40,41,42,43,44,45,46,47 49,50,51,52,53,54,55,56,57,58,...60
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