Jahresbericht 2015 - page 55

Fische
1 4 . A R B E I T S B E R I C H T D E S F I S C H G E S U N D H E I T S D I E N S T E S
liegen im Interesse des Tierbesitzers und sind
nach dem Inkrafttreten der Leistungssat-
zung der Sächsischen Tierseuchenkasse vom
17.Juli 2015 (SächsABl.2015 S.1350) für den
Tierbesitzer kostenpflichtig. In anderen Anla-
gen als genehmigten Aquakulturbetrieben, in
denen Fische in der Regel in kleinen Mengen
gehalten und nicht in den Verkehr gebracht
werden, in Angelteichen oder bei Angelverei-
nen bzw. in öffentlichen Gewässern werden
Untersuchungen auf anzeigepflichtige Fisch-
seuchen nur nach Vorliegen eines konkreten
Verdachtsfalles oder Verlustgeschehens (z.B.
Fischsterben) vorgenommen. Untersuchungen
im Rahmen des Programms wurden von
insgesamt 84 Aquakulturbetrieben genutzt.
Damit dürfte ein Großteil der genehmigten
Aquakulturbetriebe in Sachsen an diesem
Programm teilgenommen haben.
Hauptinhalt des Programmes ist die Unter-
suchung auf die nach Anhang IV Teil II der
RL 2006/88/EG gelisteten nicht exotischen
Krankheiten der Salmoniden, die virologische
Untersuchung auf die Virale Hämorrhagische
Septikämie (VHS) und die Infektiöse Häma­
topoetische Nekrose (IHN), die der Verhin-
derung der Einschleppung und Verbreitung
dieser Fischseuchen dient. Außerdem bein-
haltet das Programm die Untersuchungsmög-
lichkeit für Betriebe (auch Kompartimente
genannt), die den Status eines EU-zugelas-
senen Betriebes anstreben (Seuchenfreiheit,
Kategorie 1).
Der positive Trend der letzten Jahre zur
Entwicklung der Forellenseuchensituation
in Sachsen hat sich 2015 nicht fortgesetzt
(Abb.2). Bereits Ende April ergab sich im
Zusammenhang mit einem Verlustgeschehen
bei angehenden Lachsforellen (Wassertem-
peratur 14°C) ein VHS-Verdacht. Die Fische
zeigten schleichende Verluste ab einer Woche
nach dem Zukauf, wiesen vereinzelt leichte
Glotzaugen sowie Dunkelfärbung auf. Auf
den Kiemen zeigten die Fische stellenweise
flächige Blutungen. Das Virus wurde mit der
PCR Methode nachgewiesen, aus Gehirnma-
terial erfolgte schlussendlich die Anzucht des
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2011
2012
2013
2014
2015
Anzahl der betroffenen Betriebe/Jahr
Entwicklung der Forellenseuchen
VHS
IHN
Abb. 2: Übersicht über die Entwicklung der Forellenseuchen in Sachsen
Feldvirus auf verschiedenen Zelllinien und die
Bestätigung mittels Immunfluoreszenztest.
Es wurden umfangreiche epidemiologische
Untersuchungen zur Herkunft des Feldvirus
durch das zuständige LÜVA eingeleitet. Die
Fische konnten als Speisefische vermarktet
werden. Bereits Anfang Mai bei Wasser-
temperaturen von 13,7 °C kam es zu einem
weiteren VHS-Verdachtsfall in Verbindung mit
hochgradigen Verlusten und typischer VHS-
Symptomatik bei angehenden Speiseforellen
und Forellensetzlingen. Die Ursache für die
zügige Verbreitung im Bestand konnte durch
Erhebungen vor Ort aufgeklärt werden, auch
eine mögliche Eintragsquelle wurde durch
epidemiologische Erhebungen eingegrenzt.
Über die nachfolgend hochgradigen Verluste
wurde ein Härtefallantrag bei der Säch-
sischen Tierseuchenkasse gestellt. Die Anla-
ge wurde zwischenzeitlich geräumt und voll-
ständig desinfiziert. Das Virus der IHN (IHNV)
wurde Ende Juni bei Forellensetzlingen, die
noch klinisch unauffällig waren, im Zusam-
menhang mit einer Routineuntersuchung bei
13 °C Wassertemperatur nachgewiesen. Die
Setzlinge waren erst 48 h zuvor zugekauft
worden, sodass eine Infektion mit dem Virus
in der Anlage nicht erfolgt sein konnte. Auch
beim Verkäufer ließ sich die Infektion mit dem
Feldvirus ausschließen. Die Fische waren
nur wenige Stunden in der Anlage zwischen
gehältert worden. Bei den nachfolgenden Un-
tersuchungen zur Charakterisierung des IHNV
Isolates am FLI ergab sich eine 100%-ige
Übereinstimmung des Isolates mit 5 IHNV-
Isolaten aus Baden-Württemberg sowie zwei
Isolaten aus Bayern und somit zum größten
IHN-Ausbruchsgeschehen in Deutschland in
den letzten 15 Jahren. Die epidemiologischen
Untersuchungen halten an. Die Forellensetz-
linge mussten alle getötet und unschädlich
beseitigt werden, weil keinerlei Möglichkeit
zur Haltung bis zum Ende der Mastperiode
bestand. Der wirtschaftliche Schaden ist
beträchtlich. Ein weiterer Nachweis des
gleichen Feldvirus erfolgte in Verbindung mit
einer amtlich angewiesenen Probe in einer
Direktvermarktung deren Hälterung allerdings
in ein öffentliches Gewässer entwässert.
Das isolierte Virus konnte ebenfalls der
Genogruppe Europa zugeordnet werden und
wies eine 100%-ige Übereinstimmung mit
vier IHN-Ausbrüchen und eine 99.9345%-ige
(ein Nukleotidaustausch) Übereinstimmung
mit insgesamt 15 Ausbrüchen 2015 auf. Die
Ergebnisse dieser epidemiologischen Unter-
suchungen sollten nach Abstimmung mit den
zuständigen Behörden in die bundesweiten
epidemiologischen Studien zu den IHN Aus-
brüchen 2015 mit einfließen.
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