Jahresbericht 2014 - page 15

Pferd
9 . A r b e i t s b e r i c h t d e s P f e r d e g e s u n d h e i t s d i e n s t e s
9. Arbeitsbericht des
Pferdegesundheitsdienstes
Das Aufgabengebiet des PGD umfasst die
Bearbeitung von aktuellen Problemen der
Pferdegesundheit in Sachsen und Thüringen
sowie den Hengstgesundheitsdienst (HGD).
Der Schwerpunkt liegt hierbei auf dem Er-
kennen von landesweit gehäuft auftretenden
Problemen und daraus folgend der Empfeh-
lung vorbeugender Maßnahmen.
Diese Themen wurden insbesondere bei den
124 Bestandsbesuchen, 11 Vorträgen sowie
7 Veröffentlichungen bearbeitet. Darüber
hinaus war der PGD als Referent im Sachkun-
delehrgang der LfULG im Hauptgestüt Graditz
tätig. Zur fachlichen Fortbildung nahm der
PGD im November am Kongress des Bundes-
verbandes Praktizierender Tierärzte e.V. in
Hannover teil.
Der PGD ist auch ehrenamtliches Vorstands-
mitglied der Sächsischen Landestierärzte-
kammer.
Im Oktober fand der
2. „Treffpunkt Pferde-
gesundheit“
der Sächsischen Tierseuchen-
kasse in Limbach statt. Über 100 Pferdehalter
und Tierärzte nahmen erneut die Einladung
zum Erfahrungsaustausch an. Das Programm
setzte sich aus Vorträgen zum Metabolischen
Syndrom, Insulinresistenz und Hufrehe (Dr.
Hörügel), zum Grünland als Futtergrundlage
(Herr Lange), zum tierschutz- und artge-
rechten Management einer Reitanlage (Dr.
Romanazzi) sowie zum tierschutzgerechten
Reiten und Ausbilden von Pferden (Dr. Fuchs)
zusammen. Die Vorträge sind auf der Inter-
netseite der TSK abrufbar. Auf den Inhalt der
ersten beiden Vorträge soll im Folgenden
näher eingegangen werden.
Entsprechend einer Umfrage aus England be-
trägt das Durchschnittsalter der Pferdepopu-
lation 13 Jahre. Der Anteil der Freizeitpferde
ist mit ca. 60 % der größte, gefolgt von Tur-
nierpferden und Zucht- bzw. Rentnerpferden
mit je ca. 20 %.
Ein Drittel der Tiere wurde von den Besitzern
als übergewichtig eingeschätzt und 16 %
hatten bereits einmal Hufrehe. Allerdings be-
traf das nicht ausschließlich übergewichtige
Pferde (21 %), sondern auch normalgewich-
tige oder schlanke Tiere (13 %).
Übergewichtige Pferde sind bei leichtfuttri-
gen Rassen, wie z.B. Kaltblüter, Cobs, Welsh
Ponies und Haflinger besonders häufig anzu-
treffen. Darüber hinaus neigen Freizeitpferde
bzw. nichtarbeitende Tiere häufiger zum
Übergewicht als Turnierpferde. Erfahrungs-
gemäß können die Ergebnisse der Studie aus
England durchaus auf die sächsisch-thürin-
gische Pferdepopulation übertragen werden.
Neben den negativen Auswirkungen des
Übergewichtes auf den Bewegungsapparat
der Pferde begünstigt es die Entstehung
des sogenannten Metabolischen Syndroms.
Schon die Überfütterung in der Aufzucht
erhöht die Wahrscheinlichkeit einer späteren
Erkrankung.
Das Metabolische Syndrom ist ein Begriff
aus der Humanmedizin und bezeichnet eine
Erkrankung des Energie- und Zuckerstoff-
wechsels unter Einfluss von hormonähnlichen
Substanzen aus speziellem Fettgewebe. Beim
Menschen werden dadurch insbesondere
Gefäßerkrankungen wie z.B. Herzinfarkte
begünstigt. Beim Pferd gibt es ein ähnliches
Syndrom, das als
Equines Metabolisches
Syndrom (EMS)
bezeichnet wird.
Das EMS wird durch länger
anhaltende
Fehlernährung
im Zusammenspiel mit
un-
genügender Bewegung
verursacht, wobei
genetische und rassespezifische Faktoren
ebenfalls eine Rolle spielen. Die Fehlernäh-
rung ist auf der einen Seite gekennzeichnet
durch eine Energieüberversorgung aus zu viel
gehaltvollem Raufutter (Gras, Heu, Silage)
und evtl. sogar noch zusätzlichen Kraftfutter-
gaben (Getreide, Müsli, Leckerli, Brot, Obst).
Auf der anderen Seite fehlt es den Pferden,
insbesondere bei Dauerweidehaltung, oft an
einer pferdegerechten Versorgung mit Mine-
ralastoffen und Spurenelementen (Magnesi-
um, Kalzium, Natrium, Kupfer, Selen).
Bei ganztägiger Weidehaltung ist es keine
Seltenheit, dass Pferde über das Gras Energie
in einer Menge aufnehmen, die sie zu mittle-
rer Arbeit befähigen würde. Mittlere Arbeit
bedeutet aber z. B. 1 - 2 Stunden Reiten pro
Tag (60 Minuten Schritt + 40 Minuten Trab +
20 Minuten Galopp)! Ein Großteil der Pferde
wird allerdings nur unregelmäßig und viel zu
wenig bewegt.
Durch die ständige Überversorgung mit En-
ergie in Form von Kohlenhydraten steigt der
Blutzuckerspiegel an. Der Körper muss diesen
Abb. 1: übergewichtiger Haflinger
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1...,5,6,7,8,9,10,11,12,13,14 16,17,18,19,20,21,22,23,24,25,...60
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