Jahresbericht 2014 - page 18

9 . A r b e i t s b e r i c h t d e s P f e r d e g e s u n d h e i t s d i e n s t e s
Pferd
Die
Equine Infektiöse Anämie (EIA)
ist
eine virusbedingte Erkrankung des Blutes und
der blutbildenden Organe von Einhufern. Es
handelt sich um eine in Deutschland anzeige-
pflichtige Tierseuche.
Das Anämievirus ist nur für Einhufer (z. B.
Pferde, Esel, Zebras), nicht aber für andere
Tierarten infektiös. Auch auf den Menschen
ist es nicht übertragbar.
Größte praktische Bedeutung besitzt die Er-
kenntnis, dass einmal infizierte Tiere lebens-
lang Virusträger bleiben und als potentielle
Virusausscheider angesehen werden müssen,
auch wenn sie keinerlei Krankheitserschei-
nungen erkennen lassen. Diese „stummen“
Virusträger stellen für die Verbreitung der
Erkrankung eine große Gefahr dar.
Obwohl sich das Virus zeitweise in allen
Sekreten und Exkreten befindet, sind Infek-
tionen durch Kontakt zwischen den Pferden
ohne praktische Bedeutung. Virushaltiges
Blut ist das entscheidende Übertragungsma-
terial. Deshalb ist der Hauptübertragungsweg
der über blutsaugende Insekten wie Bremsen,
Stechmücken und Stechfliegen. Daneben
kann das Virus auch von tragenden Stuten
auf das Fohlen, durch die Übertragung von
Blut bzw. Blutbestandteilen sowie durch blut-
verunreinigte Instrumente bei Behandlungen
übertragen werden.
Anfang Dezember 2014 wurde bei einer Stute
in der Medizinischen Tierklinik der Univer-
sität Leipzig die
EIA
festgestellt. Bei der
daraufhin eingeleiteten epidemiologischen
9.1 EIA-Programm
Programm der Sächsischen Tierseuchenkasse zur Überwachung und Bekämpfung der Infektiösen Anämie (EIA) bei Pferden
vom 0.1.01.2012
Ziele des Programms sind:
1) frühzeitige Erkennung infizierter Pferde (z.B. bei Besitzerwechsel oder Neueinstallung)
2) Verhinderung der Ausbreitung der EIA
Verfahrensweise
» Die freiwillige serologische Untersuchung der Pferde auf EIA ist einmal jährlich kostenlos möglich.
» Die Entnahme der Blutproben erfolgt durch den Hoftierarzt.
» Ab 10 Pferde kann der PGD die Blutentnahme im Rahmen eines kostenlosen Bestandsbesuchs durchführen.
› Dazu wird der PGD vom Tierhalter in Absprache mit dem Hoftierarzt angefordert.
» Die Labordiagnostik erfolgt an LUA Sachsen.
» Die Befundmitteilung ergeht an Tierhalter, einsendenden Tierarzt und PGD.
» Bei positivem Befund wird der Verdacht auf EIA ausgesprochen, der Bestand gesperrt und alle Pferde beprobt.
» EIA-positive Pferde müssen nach Einhufer-Blutarmut-Verordnung eingeschläfert werden.
» EIA-positive Pferde werden durch die TSK mit max. 6.000
entschädigt.
Was bezahlt die TSK?
» Die Gebühren für die Labordiagnostik werden der TSK von der LUA in Rechnung gestellt.
Ermittlung sämtlicher Kontaktpferde wurden
im Ursprungsbestand im Erzgebirkskreis zwei
weitere infizierte Pferde identifiziert. In einem
Bestand mit 36 Pferden in der Stadt Chem-
nitz, der mit dem Erstausbruchsbestand regen
Tierverkehr pflegte, wurden ebenfalls zwei
Tiere serologisch positiv auf EIAV getestet.
Als potentieller Virusüberträger konnte ein
5-jähriger Wallach ausgemacht werden, der
im Jahr 2014 mehrmals zwischen den beiden
Beständen wechselte und dabei auch immer
wieder mit den anderen Pferden auf der
Weide gehalten wurde. Dieses Pferd wurde
in einem sächsischen Pferdebestand geboren
und nach dem Absetzen in den Erstaus-
bruchsbestand verbracht. Bis 2014 verbleib es
ununterbrochen in diesem Betrieb.
Da alle Kontaktpferde- und Umgebungsun-
tersuchungen im Radius von einem Kilometer
mit negativem Ergebnis verliefen, wurden die
Mütter der positiven Pferde auf EIA unter-
sucht. Auch diese Diagnostik verlief bis auf
die der Mutter des potentiellen Virusüberträ-
gers mit negativen Ergebnissen. Diese Stute
war 2013 im Alter von 25 Jahren plötzlich
auf der Weide verstorben und stand für eine
Untersuchung nicht mehr zur Verfügung.
Nach Angaben des Vorbesitzers sowie des
Pferdezuchtverbandes Sachsen-Thüringen,
hatte sie zwischen den Jahren 2005 und 2011
insgesamt 4 Fohlen geboren. Weitere Fohlen
waren nicht bekannt.
Bei der serologischen EIA-Untersuchung der
Nachkommen wurde ein weiterer Wallach mit
einem positiven Ergebnis identifiziert und die
Proben der beiden anderen Stuten reagierten
negativ. Dieser Wallach wurde nach dem
Absetzen in 2 unterschiedlichen Betrieben,
welche sich ca. 25 km Luftlinie entfernt von
den anderen EIA-Beständen befanden, auf
der Weide aufgezogen. Zum Zeitpunkt des
positiven Befundes befand sich das Tier in
einer Privathaltung mit 24 Pferden im Erzge-
birgskreis. Die Kontaktpferde- und Umge-
bungsuntersuchungen verliefen allesamt mit
negativem Ergebnis.
Höchstwahrscheinlich war die Mutterstu-
te der beiden EIA-positiven Wallache der
Ursprung der Infektionskette. Sie wurde 1988
geboren und vor 1997 vermutlich aus Polen
nach Sachsen importiert. Genauere Angaben
konnten nicht mehr ermittelt werden, da der
Erstbesitzer in Sachsen mittlerweile verstor-
ben war.
Nach Angaben des Friedrich-Löffler-Institutes
als EIA-Referenzlabor zeigte die Sequenzie-
rung der Isolate bei diesem Ausbruch eine
nächste Verwandtschaft mit dem Isolat des
Ausbruchs in Sachsen aus dem Jahr 2006,
der ebenfalls im Raum Chemnitz aufgetreten
war.
Alle Ausbruchsbestände wurden entspre-
chend der Einhufer-Blutarmut-Verordnung
vom 04.10.2010 gesperrt und saniert sowie
die Besitzer der getöteten Tiere durch die TSK
entschädigt.
Der PGD empfiehlt, möglichst viele Pferde im
Rahmen des Programms auf EIA untersuchen
zu lassen. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass
18
1...,8,9,10,11,12,13,14,15,16,17 19,20,21,22,23,24,25,26,27,28,...60
Powered by FlippingBook