Jahresbericht 2014 - page 57

1 4 . A r b e i t s b e r i c h t d e s F i s c h g e s u n d h e i t s d i e n s t e s
Fische
Abb. 7: typische, bereits vom Teichrand aus
erkennbare Symptome der KHV-I sind z.B. apa-
thisches Herumstehen am Ständerbauwerk
sowie schlierige Hautveränderungen
Abb. 8: typische, körperliche Veränderungen
bei der KHV-I sind eingefallene Augen, Kie-
mennekrosen und Hautveränderungen, wie
flache Erosionen (oberer Karpfen)
me gefangen und separiert oder im Rahmen
der Abfischung bzw. kurz danach beprobt
werden, da hierdurch eventuell latent vor-
handene Viren reaktiviert werden und dann
besser nachweisbar sind. Die PCR-Untersu-
chungen erfolgen ausschließlich an der LUA
Sachsen als akkreditiertem und von den
zuständigen Behörden anerkanntem Labor.
Dabei werden die jeweils gültigen Vorgaben
des Friedrich-Loeffler-Instituts Insel Riems –
dem nationalen Referenzlabor für die KHV-I
– umgesetzt.
Die Anzahl der beprobten und labordi-
agnostisch untersuchten Betriebe bzw.
seuchenhygienisch komplett getrennten
Betriebsteilen liegt seit acht Jahren relativ
stabil bei ca. 60. Die Zahl der untersuchten
Bestände unterliegt dagegen stärkeren
Schwankungen und hängt vor allem mit der
Gesamtseuchensituation in Sachsen bzw.
des einzelnen Aquakulturbetrieb zusammen.
Ein amtlich festgestellter KHV-Ausbruch in
einem Bestand zieht in der Regel umfang-
reiche Umgebungsuntersuchungen nach
sich, um den Seuchenherd einzugrenzen und
eventuelle Einschleppungswege aufzude-
cken. Seit einem Höhepunkt im Jahr 2008
ist die Zahl der KHV-Ausbrüche deutlich
rückläufig. So ist es zu erklären, dass die Be-
standsuntersuchungen ebenfalls seit Jahren
zurückgehen.
Wie auch aus den Diagrammen (Abb. 9 und
10) eindrucksvoll ersichtlich ist, sind die amt-
lich festgestellten KHV-Ausbrüche sowohl
auf Betriebs- als auch auf Bestandsebene
stark rückläufig. Daran sind sicher mehrere
Faktoren beteiligt.
Zum einen wird der KHV-I seit ihrem ersten
Auftreten im Jahr 2003 mit den klassischen
Methoden der Fischseuchenbekämpfung
(Entfernung der Fische – Trockenlegung/
Desinfektion – Neubesatz) entgegenge-
wirkt. Bis zum Jahr 2008 gab es dabei aus
verschiedenen Gründen jedoch mehr Rück-
schläge als Erfolge. Aufgrund der damaligen
wenigen Erfahrungen mit der KHV-Bekämp-
fung und lückenhaften wissenschaftlichen
Erkenntnissen wurde in manchen Fällen zu
kleinflächig desinfiziert. Weiterhin führten
diagnostische Probleme in mehreren Fällen
zu einem Neubesatz mit falsch negativen
Satzkarpfen nach erfolgter Desinfektion.
Zudem kam es auch aufgrund finanzieller
Fragestellungen zu nicht konsequenter
Umsetzung der erforderlichen Bekämp-
fungsmaßnahmen. Nicht zuletzt musste
auch das seuchenhygienische Bewusstsein
Jahr
untersuchte
Betriebe/
Betriebsteile
Betriebe/-teile
mit amtl.
Feststellung
untersuchte
Bestände
Bestände
mit amtl.
Feststellung
2003
25
3
80
5
2004
40
1
143
1
2005
36
7
194
28
2006
49
5
260
18
2007
57
14
324
83
2008
65
26
390
111
2009
60
24
413
68
2010
65
15
399
67
2011
62
18
325
71
2012
62
16
295
59
2013
60
10
281
34
2014
62
7
212
16
Tabelle 1: labordiagnostische KHV-Untersuchungen und Befunde in Sachsen 2003 – 2014
vieler Fischhalter in Bezug auf Handel sowie
erforderliche Bekämpfungsmaßnahmen
gestärkt werden. Seit im Jahr 2009 mit der
Umsetzung des Programms des Freistaates
Sachsen zur Tilgung der Koi-Herpes-Virus-
infektion (KHV), gefördert im Rahmen des
Europäischen Fischereifonds (EFF) durch das
Sächsische Ministerium für Umwelt und
Landwirtschaft (SMUL), begonnen wurde,
konnte die KHV-I mit mehr Erfolg zurück-
gedrängt werden. Wesentlicher Punkt war,
dass mit finanzieller Unterstützung durch das
Programm die Beschaffung und Ausbrin-
gung von Branntkalk auf ganzen epidemi-
ologischen Einheiten (z.B. Teichgruppen)
möglich war.
Zum andern wurde in einem Kerngebiet mit
endemischer Verbreitung des KHV von 2011
bis 2014 ein wissenschaftlicher Feldversuch
zur Immunisierung von Karpfen gemäß § 17c
(4) 2a Tierseuchengesetz durchgeführt. Trotz
einiger erfolgversprechender Ergebnisse in
den letzten vier Jahren konnte die Anwen-
dung der verwendeten Totvakzinen KHV-
bedingte Verluste in Karpfenbeständen zwar
nicht zufriedenstellend verhindern, aber die
KHV-Situation im Feldversuchsgebiet hat
sich insgesamt beruhigt.
Im Jahr 2014 gab es KHV-Nachweise in 16
Karpfenbeständen aus sieben Betrieben bzw.
seuchenhygienisch komplett getrennten Be-
triebsteilen. Bei zwölf der Bestände lag zum
Zeitpunkt der Beprobung ein klinischer KHV-
Verdacht vor, vier der Fischbestände waren
klinisch gesund. Drei der letzteren wurden
erst im Rahmen der Herbstabfischung nach
amtlicher Anweisung untersucht und hatten
im Sommer 2014 z.T. nicht bemerkte Verluste
erlitten. Die KHV-bedingten Verlustraten
variierten in 15 Beständen sehr stark von ca.
18 % bis hin zum Totalverlust. Ein betrof-
fener K1-2Bestand, der von durchseuchten
Elterntieren abstammte, erlitt „nur“ 50 %
Verluste. Ob dies auf eine ererbte Resistenz
zurückzuführen ist oder andere Ursachen hat,
kann bei nur einem betroffenen Bestand nicht
interpretiert werden. Gegen eine solche The-
orie spricht, dass auch andere, nachweislich
naive Karpfenbestände mit Abstammung von
57
1...,47,48,49,50,51,52,53,54,55,56 58,59,60
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