Jahresbericht 2014 - page 53

14. Arbeitsbericht des
Fischgesundheitsdienstes
1 4 . A r b e i t s b e r i c h t d e s F i s c h g e s u n d h e i t s d i e n s t e s
Fische
616 Fischhalter waren Ende 2014 bei der
Sächsischen Tierseuchenkasse gemeldet.
Den größten Anteil dieser Fischhalter bilden
nach § 6 Fischseuchenverordnung (FiSVO)
registrierungspflichtige Fischhaltungsbe-
triebe, die zumeist in relativ geringen Mengen
Süßwasserfische als Speisefische für den
eigenen Gebrauch oder die direkte Vermark-
tung großziehen. 8330 ha bewirtschaftete
Fläche von Teichwirtschaften, 1.434.719
Forellensetzlinge und 176.5 t in Kreislaufan-
lagen erzeugte Fische wurden insgesamt
angegeben. 98 zumeist genehmigungspflich-
tige Fischhaltungsbetriebe wurden 2014 vom
Fischgesundheitsdienst (FGD) zum großen
Teil regelmäßig, auch im Rahmen von neu
abgeschlossenen Betreuungsverträgen be-
treut. Bei diesen Betrieben wurden die nach
§7 FiSVO vorgeschriebenen risikoorientierten
Untersuchungen vorgenommen. Gleichzei-
tig wurden die Leistungen des FGD von den
Anglerverbänden, einigen Vereinen und der
Landesanstalt für Landwirtschaft in Anspruch
genommen. Unter den 98 Betrieben befinden
sich inzwischen 5 Kreislaufanlagen und die
Warmwasseranlage (WWA) Schwarze Pum-
pe, die vom Frühherbst bis zum Spätfrühjahr
zur Satzkarpfenaufzucht betrieben wird. Die
vielfältigen Haltungsformen und erzeugten
Fischarten stellen in den letzten Jahren hohe
fachliche Anforderungen an den FGD. Insbe-
sondere die 2014 im Rahmen eines Projektes
durchgeführte Pangasiusaufzucht (Pangasia-
nodon hypophthalmus, Abb.1) in einer Kreis-
laufanlage erforderte schnellstmögliches Ein-
arbeiten in die tierartspezifischen Ansprüche
dieser nicht einheimischen Fischart. Bereits
mit der Einfuhr, der Abnahme und Eingewöh-
nung der ersten vorgestreckten Brut aus
Südostasien mussten sensible Fragestel-
lungen bearbeitet werden. Die Fische sind
zwar für nichtexotische Tierseuchen nicht
empfänglich, trotzdem birgt die Einfuhr neuer
Fischarten ein gewisses Risiko der Einschlep-
pung neuer, exotischer Erreger. Aber nicht nur
das: In diesem Falle stellt der lange Transport
eine erhebliche Belastung für die Tiere dar, so
dass sich erreger- oder haltungsbedingte Er-
krankungen schnell einstellen können. Zusätz-
lich können Adaptationsprobleme aufgrund
neuer Umweltbedingungen und Futterumstel-
lung auftreten. Um dies zu verhindern wurde
ein umfangreicher Maßnahmeplan bezüglich
Vorbereitung im Herkunftsland, Transport,
Besatz und Anpassung in Sachsen erarbeitet
und umgesetzt.
Die Produktion von Afrikanischen Welsen
(Clarias gariepinus) geschieht in Sachsen
bisher in zwei Kreislaufanlagen. Die Tiere
sind von ihrem natürlichen Lebensraum, dem
subtropischen Afrika her, äußerst robust und
widerstandsfähig gegenüber Umweltein-
flüssen, wodurch eine relativ problemlose
Aufzucht und Mast in technischen Aquakul-
turanlagen möglich zu sein scheint. Dazu sind
jedoch gut geschultes Personal und hohe
Hygienestandards erforderlich. Fischverluste
können durch die spezifischen Haltungs-
formen schnell verschleiert bzw. nicht umge-
hend erkannt werden (Abb. 2, Tierärztliche
Kontrolle in einer Clariasanlage).
In den Karpfenteichwirtschaften wurde 2014
bereits Ende Februar, Anfang März mit der
Frühjahrsabfischung begonnen, so dass die
ersten Satzfischbestände vor dem Verkauf
oder dem Umsetzen untersucht wurden.
Im Vordergrund stehen dabei Fragestel-
lungen nach der Kondition der Fische, der
Parasitierung und die Untersuchung auf das
Vorhandensein des Koi-Herpesvirus (KHV).
Letzteres erfolgt nach den Methodensamm-
lungen des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI)
auch bei geringen Wassertemperaturen 24
bis 72 h nach Belastungssituationen. Ein
Großteil der Haupterwerbsbetriebe macht
nach wie vor Gebrauch von dem Angebot
des FGD, die Frühjahrsuntersuchungen
durchzuführen. Ebenfalls im Frühjahr wurde
der seit 2011 durchgeführte Feldversuch zur
Anwendung einer – 2014 neu hergestell-
ten – KHV-Antigenpräparation (AGP) bei in
Teichen gehaltenen Karpfen gemäß §17c des
Tierseuchengesetzes in geringerem Umfang
als in den Jahren zuvor fortgesetzt. Bis zur
Abfischung mussten auch diese Fischbe-
stände regelmäßig kontrolliert und unter-
sucht werden. Die Aus- und Bewertung des
Versuches wird erst 2015 vorgenommen. In
den Sommermonaten dominierten neben den
regelmäßigen Satzfischkontrollen die Unter-
suchungen im Rahmen des KHV-Programms,
welches im Folgenden ausgewertet wird.
Betriebsbesuche des FGD bei den Salmoni-
denbetrieben erfolgten neben den risikoori-
entierten Untersuchungen vor allem aufgrund
verschiedener bakterieller und umweltbe-
dingter Erkrankungen. Die Diagnose einer
primär bakteriell bedingten Erkrankung zieht
in der Regel die Anwendung von Antibiotika
nach sich. Obwohl insgesamt gesehen der
Einsatz von Antibiotika in der sächsischen
Aquakultur minimal ist, soll durch die An-
wendung vorbeugender Impfungen gegen die
Rotmaulseuche und Furunkulose vorgegangen
werden, was durchaus positiv im Sinne des
Verbraucherschutzes anzusehen ist. Da es für
die Furunkulose in Deutschland keinen zugel-
assenen Impfstoff gibt, soll ein norwegischer
Impfstoff im Rahmen eines Feldversuches
2015 in einer Netzgehegeanlage getestet
werden. Insgesamt 377 Betriebsbesuche
wurden 2014 durch die beiden Kolleginnen
durchgeführt. Die Anzahl der untersuchten
Fischbestände liegt um einiges höher.
Neben der Betreuung der Fischhalter lag der
Fokus der Arbeit auf der Öffentlichkeitsarbeit,
der Beratungstätigkeit für Behörden, Gremien
und Verbände sowie der Fortbildung.
Bereits im Januar wurden Vorträge auf dem
Leipziger Tierärztekongress zum Thema
Kombination von Tierschutz und Wellness
sowie der KHV- Bekämpfung gehalten.
Hervorzuheben ist außerdem der Vortrag zur
tierärztlichen Bestandsbetreuung bei moder-
nen Aquakulturformen in Sachsen anläss-
lich einer Fischpathologentagung der EAFP
(Europea Association of Fish Pathologists) im
Abb. 1: Pangasius aufgezogen in Sachsen
53
1...,43,44,45,46,47,48,49,50,51,52 54,55,56,57,58,59,60
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