Jahresbericht 2015 - page 14

Das Aufgabengebiet des PGD umfasst die
Bearbeitung von aktuellen Problemen der
Pferdegesundheit in Sachsen und Thüringen
sowie den Hengstgesundheitsdienst (HGD).
Der Schwerpunkt liegt hierbei auf dem Er-
kennen von landesweit gehäuft auftretenden
Problemen und daraus folgend der Empfeh-
lung vorbeugender Maßnahmen.
Diese Themen wurden insbesondere bei den
126 Bestandsbesuchen, 11 Vorträgen sowie
5 Veröffentlichungen bearbeitet. Darüber
hinaus hielt der PGD zwei Vorlesungen über
Pferdekrankheiten an der HTW in Pillnitz.
Zur fachlichen Fortbildung nahm der PGD
im September am Pferdesymposium des 12.
Thüringer Tierärztetages teil.
Dr. Hörügel ist auch ehrenamtliches Vor-
standsmitglied der Sächsischen Landestier-
ärztekammer.
Im Oktober und November wurde im Land-
gestüt Moritzburg ein 4-wöchiger Lehrgang
für Besamungsbeauftragte der Tierart Pferd
durchgeführt, der unter der fachlichen Leitung
des PGD stand. Die vier Teilnehmerinnen und
drei Teilnehmer haben den Lehrgang erfolg-
reich abgeschlossen.
Im Oktober fand der
3. „Treffpunkt Pferde-
gesundheit“
der Sächsischen Tierseuchen-
kasse in Limbach statt. Über 100 Pferdehalter
und Tierärzte nahmen erneut die Einladung
zum Erfahrungsaustausch an. Das Programm
setzte sich aus Vorträgen zur Atypischen
Weidemyopathie (Dr. Hörügel), zur pflanz-
lichen Reaktion auf Stress bei Weidehaltung
und mögliche Auswirkungen auf die Pferde-
gesundheit (PD Dr. Aboling), zum Ernährungs-
zustand des Pferdes (PD Dr. Vervuert) sowie
zur Hufrehe aus Sicht einer Tierärztin und
Huforthopädin (Frau Wernick) zusammen. Die
Vorträge sind auf der Internetseite der TSK
abrufbar. Auf den Inhalt zweier Vorträge soll
im Folgenden näher eingegangen werden.
Atypische Weidemyopathie - eine neue
Erkrankung bei Pferden?
Die
Atypische Weidemyopathie
ist eine
wahrscheinlich toxisch bedingte Störung
9. Arbeitsbericht des
Pferdegesundheitsdienstes (PGD)
9 . A R B E I T S B E R I C H T D E S P F E R D E G E S U N D H E I T S D I E N S T E S ( P G D )
Pferd
des Muskelstoffwechsels bei Weidepfer-
den in Europa und Nordamerika. Bis zu 90%
der betroffenen Pferde sterben. Typische
Symptome
sind Kolikanzeichen, Schwitzen,
Schwäche, taumelnder Gang, Bewegungsun-
fähigkeit sowie das Absetzen von dunklem
Urin. Es erkranken einzelne Pferde auf einer
Koppel, während die übrigen gesund bleiben.
Die Krankheit wurde in Deutschland zuerst
Mitte der 90er Jahre beschrieben und steht
im Zusammenhang mit jahreszeitlichen und
entsprechenden klimatischen Veränderungen.
So tritt sie überwiegend im Herbst von Ok-
tober bis Dezember und seltener im Frühjahr
von April bis Mai auf. Nach Erfahrungen des
PGD werden insbesondere nach sonnigen,
warmen Herbsttagen und kühlen Nächten mit
leichtem Frost Erkrankungen registriert. Es
wird angenommen, dass die Klimaverände-
rungen in den letzten Jahren ein häufigeres
Auftreten begünstigen.
Betroffen sind vorwiegend jüngere, mäßig bis
gut genährte Pferde bis zum Alter von 4 Jah-
ren, aber auch ältere Tiere. Die Pferde werden
meist gar nicht oder nur wenig genutzt. Die
Erkrankung tritt fast immer auf stark ver-
bissenen und trittgeschädigten Weiden auf,
die oft Gefälle aufweisen und von Bäumen
umgeben sind. Darüber hinaus befinden sich
auf den Weiden feuchte Stellen oder sie
liegen in der Nähe zu Fließgewässern. Die
Ansammlung von Laub sowie die Düngung mit
Pferdemist auf Dauerweiden gelten ebenfalls
als Risikofaktoren. Verschiedene Pflanzen und
Bäume, die auch als giftig für Tiere bekannt
sind, wurden in der Nähe von betroffenen
Weiden gefunden. Besonders häufig konnten
Bergahorn- und Eichenbäume registriert wer-
den. Faktoren, die das Risiko einer Erkrankung
mindern, sind regelmäßige Arbeit der Pferde,
Impfungen, Entwurmungen sowie ein optima-
ler Fütterungszustand. Das Zufüttern von Heu
stellt scheinbar keinen Schutz dar.
Das Auftreten der Erkrankung nach einem
Kälteeinbruch mit leichtem Frost ist allen
bisher beschriebenen Fällen gemeinsam. Es
wird angenommen, dass es durch die Kälte
entweder in Pflanzen oder Mikroorganismen
zu einer Stoffwechseländerung kommt, die
zu einer Toxinbildung führt oder vorhan-
dene Toxine freigesetzt bzw. für die Pferde
zugänglich werden. Als Ursachen werden
Pflanzen-, Bakterien- und Mykotoxine im
Abb. 1: dunkler Harn bei Atypischer Myopathie
Abb. 2: Weide, auf der die Atypische Myopathie aufgetreten ist
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