Jahresbericht 2015 - page 18

9 . A R B E I T S B E R I C H T D E S P F E R D E G E S U N D H E I T S D I E N S T E S ( P G D )
Im Jahr 2015 kamen im Rahmen dieses Pro-
gramms 38 Pferde zur Sektion in die LUA.
Die mit Abstand häufigsten Todesursachen
waren
Erkrankungen des Magen-Darm-
Traktes
, die hochgradige Entzündungen,
Darmverschlingungen und Zerreißungen von
Magen oder Darm umfassten. Vorberichtlich
litten die Pferde unter starken
Koliksymp­
tomen
.
Unter Koliken versteht man die Äußerung von
Bauchschmerzempfindungen, wobei die Ur-
sache vielschichtig sein kann. Am häufigsten
armut oder eitergefüllte Luftsäcke auftreten.
Geheilte Pferde können noch lange infektiös
sein und sollten deshalb für mindestens wei-
tere 8 Wochen nach Abklingen der Symptome
isoliert bleiben und anschließend anhand von
Nasentupferproben labordiagnostisch als
Nichtausscheider bestätigt werden. Pferde
mit persistierender Druse-Infektion der
Luftsäcke können bei Kontakt Überträger für
andere Pferdebestände sein.
Wie kann man der Druse vorbeugen?
Um eine Einschleppung der Druse in einen
Pferdebestand zu verhindern, sollten neu
einzustallende Tiere für 2 - 3 Wochen isoliert
gehalten und täglich auf Druse-Symptome
untersucht werden (Nasenausfluss, Husten,
geschwollene Lymphknoten, Fieber). Sicher-
heit ist gegeben, wenn von diesen Pferden
Nasentupfer im Labor auf den Druse-Erreger
mit negativem Befund untersucht werden.
Ein kommerziell erhältlicher Druse-Impfstoff
der Fa. Intervet, der in die Innenseite der
Lippe gespritzt wird, ist verfügbar. Nach
den Leitlinien zur Impfung von Pferden des
Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte
e. V. ist der Einsatz dieser Vakzine allerdings
ausschließlich als Notfallmaßnahme zur Ver-
ringerung der klinischen Symptome bei akut
infektionsgefährdeten Pferden zu empfeh-
len. Die prophylaktische Impfung wird nicht
empfohlen.
Infektionen mit Equinen Herpes Viren 2
Die Equinen Herpes Viren 2 (EHV2) gehören
zu den sogenannten Gammaherpesviren und
werden weltweit bei Pferden, vor allem in
den Atemwegen vorzugsweise von Jungtie-
ren im Bereich des Absetzalters nachgewie-
sen. Es scheint die
Übertragung
im Sinne
einer Tröpfcheninfektion epidemiologisch die
Hauptrolle zu spielen.
Symptome
einer Infektion sind Husten und
Fieber sowie Leistungsabfall auf Grund einer
akuten Entzündung der Atemwege, die sich
bis zu 3 Wochen hinziehen kann. Auch Infekti-
onen der Augen mit Bindehaut- und Hornhaut-
entzündungen durch EHV2 sind beschrieben.
Diese Viren sind in der Lage, die Immunant-
wort des Wirtes zu bremsen, um ihr eigenes
Überleben zu sichern. Im Zuge dessen werden
nachfolgende bakterielle Infektionen erleich-
tert. Dieser Effekt ist z.B. für die Infektion von
Fohlen mit Rhodococcus equi bekannt. Auch
nachfolgende Infektionen mit Drusebakterien
bei erwachsenen Pferden wären durchaus
denkbar.
Ein kommerzieller
Impfstoff
gegen EHV2 ist
derzeit nicht verfügbar.
Als
vorbeugende Maßnahme
gegen EHV2-
Infektionen kann vom PGD nur die Isolierung
von Neuzugängen in den Stall für 2-3 Wochen
empfohlen werden. Möglicherweise wirkt
sich die regelmäßige Impfung der Pferde ge-
gen andere Equine Herpes Viren (z. B. EHV1)
positiv auf die Immunität der Tiere auch
gegenüber EHV2 aus.
Pferd
9.2 Sektionsprogramm
Programm des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und der Sächsischen Tierseuchenkasse zur diagnostischen
Abklärung von Tierverlusten bei Pferden, Rindern, Schweinen, Schafen und Ziegen (Neufassung vom 9. November 2015)
Ziele des Programms sind:
» Erhöhung der Abklärungsrate bei Tierverlusten und Krankheitsgeschehen
» Verbesserung der Tierseuchenprophylaxe
Verfahrensweise
» Pferdehalter können Tiere bis 30 kg selber oder über den LUA-Kurier von den Veterinärämtern in die LUA bringen
» Pferde über 30 kg können von einem eigens zu diesem Zweck angeschafften Fahrzeug abgeholt und in die LUA transportiert werden
Was bezahlt die TSK?
» Kosten für den Transport und die diagnostische Untersuchung an der LUA Sachsen tragen das Land Sachsen und die Sächsische
Tierseuchenkasse
» dem Tierbesitzer wird ein Eigenanteil in Rechnung gestellt
» der Tierbesitzer kann sich den gezahlten Eigenanteil über einen De-minimis-Antrag von der TSK zurück erstatten lassen
Wie kann man sich für die Teilnahme an dem Programm anmelden?
» die Anmeldung für den laufenden Tag muss bis 8 Uhr in der TKBA Lenz erfolgen (Tel.: 03524 97350)
kommen Erkrankungen des Magen-Darm-
Traktes in Frage.
Der
Verdauungstrakt
der Pferde ist an die
Verdauung von Heu und Gras angepasst.
Der erste Teil ist dem des Menschen gleich:
das Futter gelangt über die Speiseröhre
in den säurehaltigen Magen und danach
beginnt die Verdauung im Dünndarm. Der
nachfolgende Darmanteil ist sehr lang und
großvolumig, wodurch er für die Zellulosever-
dauung bestens geeignet ist. Der Blinddarm
und der Dickdarm nehmen den größten Platz
in der Bauchhöhle ein, wobei sie Falten und
Schlingen bilden. Sie beinhalten zudem sehr
viele Mikroorganismen, die zur Verdauung der
Pflanzen unbedingt notwendig sind.
Der Hauptteil der
Koliken
umfasst
Ver-
stopfungen
und
Aufgasungen
. Dabei
empfindet das Pferd Schmerzen, wenn sich
die Darmwand dehnt und wieder zusammen-
zieht, um den festen Darminhalt weiter zu
transportieren. Verstopfungen können z.B.
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