Jahresbericht 2015 - page 19

9 . A R B E I T S B E R I C H T D E S P F E R D E G E S U N D H E I T S D I E N S T E S ( P G D )
Pferd
Zur
Prophylaxe
von Kolikerkrankungen
sollten folgende Punkte unbedingt beachtet
werden:
» Den Pferden immer frisches und sauberes
Wasser zur Verfügung stellen. Längere
Pausen ohne Wasser erhöhen das Risiko
einer Kolik in Abhängigkeit vom Wasserge-
halt des Futters sowie der Bewegung um
das 10-fache. Ist das Wasser nicht frisch,
trinken die Tiere eventuell nicht genug. Im
Winter müssen die Tränken häufiger auf
Funktionsfähigkeit kontrolliert werden.
» Pferden sollte Weidegang ermöglicht wer-
den. Die Bewegung fördert die Darmmotorik
und das Gras hat eine leicht abführende
Wirkung.
» Raufutter sollte eine gute bis sehr gute
hygienische Beschaffenheit (z.B. kein
offensichtlicher Schimmelpilzbefall, keine
Verdreckung) aufweisen.
» Das Füttern vom Boden in sandigen Gebie-
ten ist zu vermeiden, da die Tiere zu viel
Sand mit aufnehmen können. Sand führt
zu Entzündungen der Darmschleimhaut und
begünstigt Motilitätsstörungen.
» Getreide und pelletiertes Futter nur so viel
wie nötig füttern, da durch deren Gabe das
Kolikrisiko um bis zu 70% gesteigert werden
kann. Die Rationen sollten auf mehrere kleine
Mengen pro Tag aufgeteilt werden.
» Pferdehalter müssen ihre Tiere insbesonde-
re nach Änderungen im Training, in der Auf-
stallung und im Futter auf Koliksymptome
überwachen. Auch Stuten in den ersten 2
Monaten nach der Geburt oder Pferde, die
zuvor krank waren bzw. bereits Kolik hatten,
sind besonders anfällig.
» Die Pferdezähne sollten mindestens einmal
jährlich untersucht und gegebenenfalls
behandelt werden.
» Bei vielen Pferden wurden im Rahmen der
Sektion Endoparasiten (kleine Strongyliden,
Bandwürmer) nachgewiesen. Es sollten
regelmäßig Kotproben auf Parasiten unter-
sucht und die Tiere mit einem geeigneten
Mittel entsprechend behandelt werden.
Bei der Behandlung von Koliken kann das
Pferd im Anfangsstadium eine Stunde im
Schritt geführt werden. Dabei kann es
passieren, dass sich Verspannungen lösen
bzw. überschüssiges Gas entweicht. Sollte
das Tier danach immer noch Kolikanzeichen
zeigen bzw. diese sich sogar verstärken,
muss unverzüglich ein Tierarzt hinzugezogen
werden. Bei Koliken ist die Zeit bis zur ange-
messenen Behandlung von entscheidender
Bedeutung für die Heilungschancen.
Pferdehalter sollten sich von ihrem Hof-
tierarzt oder vom Pferdegesundheitsdienst
beraten lassen, wie sie am besten Koliken bei
ihrem Pferd vorbeugen können.
Abb. 5: Lipome am Darm
durch schlecht zerkleinertes Futter, zu wenig
Wasser oder eine herabgesetzte Darmbewe-
gung verursacht sein. Pferde mit Verstopfung
haben oftmals nur geringe Bauchschmerzen.
Gaskoliken
werden vermutlich durch eine
übermäßige Produktion der Mikroorgansimen
an Gas verursacht, wie sie z.B. nach Futte-
rumstellungen oder Aufnahme großer Men-
gen hochverdaulicher Futterstoffe auftreten
kann. Solche Gaskoliken können zu Verlage-
rungen von Darmteilen führen. Besteht die
Aufgasung länger, kann es zur
Zerreißung
des Darmes bzw. des Magens kommen was
bei 3 Pferden im Rahmen des Sektionspro-
grammes diagnostiziert wurde.
Die
Verdrehung
von Darmabschnitten geht
auf Grund der Abschnürung von Blutzufuhr
und Nerven mit hochgradigen Schmerzen
einher und kann in den meisten Fällen nur
durch eine Operation behoben werden. Bei
zwei Pferden verlagerte sich eine pendelnde
Fettgeschwulst (lipoma pendulans), wie sie
häufiger bei älteren, dicken Pferden gefunden
wird, um den Darm.
In Abbildung 5 sind zwei solche Lipome
mit ihrem dünnen Band am Darm zu sehen
und Abbildung 6 zeigt eine Fettgeschwulst,
welche die Blutversorgung zum Darm abge-
schnürt hat.
Auch
Bewegungsstörungen (Motilität-
störungen)
des Darmes können zu Koliken
führen.
Abb. 6: abgeschnürter Darm
19
1...,9,10,11,12,13,14,15,16,17,18 20,21,22,23,24,25,26,27,28,29,...60
Powered by FlippingBook