Jahresbericht 2015 - page 17

9 . A R B E I T S B E R I C H T D E S P F E R D E G E S U N D H E I T S D I E N S T E S ( P G D )
Was sind die Symptome der Druse?
Die häufigsten Symptome bei erkrankten
Pferden sind der grünlich-gelbe Nasenaus-
fluss, Fieber, Appetitverlust, Schläfrigkeit,
Husten und eine Schwellung der Lymphkno-
ten im Kopfbereich (Unterkiefer, Ganaschen).
Die Lymphknoten sind das Zielorgan der
Druse-Bakterien und füllen sich durch die
Reaktion auf den Erreger mit Eiter.
Die Lymphknoten können so vergrößert und
schmerzhaft sein, dass der Kehlkopf und die
Luftröhre verengt werden und die Pferde an
Atemnot leiden. Deshalb wird die Druse im
Englischen auch als „Strangles“ bezeichnet,
was so viel wie Strangulationskrankheit be-
deutet. Erkrankte Pferde halten oft Kopf und
Hals gestreckt, um die luftführenden Atem-
wege zu entlasten. Nach einer gewissen Zeit
platzen die geschwollenen Lymphknoten auf
und es entleert sich dicker, gelber Eiter. Die
Lymphknoten im Kehlgangsbereich können
sich jedoch auch in den Luftsack entleeren
und einen eitrigen Nasenausfluss verursa-
chen. Der Ausfluss ist sehr stark erregerhal-
tig, so dass die Krankheit schnell auf andere
Pferde übertragen wird.
In wenigen Fällen besiedeln die Druse-Bak-
terien andere Gebiete als den Kopf und Hals.
So können auch Brust-, Bauchhöhle, Gehirn
oder Rückenmark befallen werden, woraus
entsprechende Komplikationen resultieren.
Diese Erkrankungen werden als metasta-
tische Druse bezeichnet und können zum Tod
des erkrankten Tieres führen. Die Druse-Bak-
terien verursachen in wenigen Fällen durch
eine Immunkomplexreaktion im Pferdekörper
auch die sogenannte Blutfleckenkrankheit
(Morbus maculosus), die durch Schwellungen
an Kopf und Beinen sowie Kreislaufstörungen
mit Todesfällen gekennzeichnet ist.
Pferde, die eine gewisse Immunität gegen-
über Streptococcus equi aufweisen oder mit
einem weniger krankmachenden Bakterien-
stamm infiziert werden, können einen milde-
ren Krankheitsverlauf zeigen.
Wie verursacht Streptococcus equi die
Erkrankung?
Die Bakterien können in der Erde etwa 3
Tage und im Wasser 4 - 6 Wochen überleben.
Der Erreger wird von Pferd zu Pferd durch
Nasensekret, Ausfluss aus den Lymphknoten
und Husten verbreitet. Tiere, die Bakterien
ausscheiden, kontaminieren Gegenstände im
Stall wie z.B. Futter, Ausrüstung, Kleidung,
Wasserbehälter, Pflegezeug und Einstreu.
Die Verbreitung der Bakterien kann auch über
Fliegen im Bestand erfolgen.
Pferd
Bei der klassischen Druse gelangen die
Erreger über den Rachenring in die regionalen
Lymphknoten. Innerhalb von 3 - 8 Tagen ent-
wickeln sich klinische Symptome. Wenn die
Lymphknoten eröffnet sind und sich der Eiter
entleert hat, genesen die Pferde in der Regel
ohne Probleme innerhalb von 2 Wochen. Die
Tiere können aber noch für Wochen infektiös
sein und einige wenige Pferde scheiden die
Erreger in Abständen sogar über Jahre aus,
obwohl sie klinisch gesund erscheinen.
Nicht alle Pferde, die Kontakt mit dem Erreger
haben, werden krank. Die Erkrankung ist
abhängig von der aufgenommenen Erreger-
menge, vom Immunstatus der Pferde sowie
anderen schwächenden Komponenten wie
z.B. Stress, Wurmbefall, Nährstoffmängel
und andere Krankheiten. Alle Altersgruppen
von Pferden sind empfänglich, obgleich Foh-
len und jüngere Tiere am häufigsten betroffen
sind, da deren Immunsystem noch nicht voll
entwickelt ist. Die Erkrankung wird vorrangig
bei Pferden beobachtet, die Kontakt zu Tieren
aus anderen Beständen haben (z.B. Turnier-
pferde, große Pferdeherden mit wechselnder
Zusammensetzung).
Wie kann man die Druse diagnostizieren?
Die Diagnose wird anhand der typischen
Symptome in Verbindung mit einem bakteri-
ologischen Nachweis der Erreger in Nasen-
oder Rachentupfern gestellt. Die Diagnostik
bei chronischen Ausscheidern ist wesent-
lich schwieriger. Dazu müssen Spülproben
aus dem Rachenraum und den Luftsäcken
entnommen und mittels empfindlicherer La-
bormethoden wie der PCR sowie durch Bakte-
rienanzüchtung nachgewiesen werden.
Wie sollte die Druse behandelt werden?
Der Verdacht auf Druse sollte umgehend durch
einen Tierarzt abgeklärt werden, um die Diag­
nose zu bestätigen. Gleichzeitig müssen die
Schmerzen der Pferde gelindert, sekundäre
Komplikationen verhindert sowie die Aus­brei­
tung der Bakterien im Bestand limitiert werden.
Pferde mit Druse sollte man für 6 – 8 Wochen
isoliert halten. Dabei ist auf strengste Hygie-
ne und Desinfektion zu achten, um die Bakte-
rien nicht z.B. durch die Kleidung, Eimer oder
die Tierarztausrüstung auf gesunde Pferde zu
übertragen. Bevor die geheilten Pferde wie-
der in die Herde integriert werden, sollten sie
labordiagnostisch anhand von Nasentupfern
als Nichtausscheider klassifiziert sein.
Viele Drusefälle benötigen keine antibiotische
Behandlung. Durch die Verabreichung von
Antibiotika im fortgeschrittenen Krankheits-
stadium kann unter Umständen die Selbsthei-
lung gestoppt und die Immunitätsausbildung
behindert werden. Die so behandelten Pferde
erscheinen schnell wieder klinisch gesund,
können aber nach ein paar Wochen auf Grund
der fehlenden Immunität erneut erkranken.
Ziel der Behandlung ist die Eröffnung der
Lymphknoten, so dass die Erreger aus dem Kör-
per eliminiert werden können. Geeignet sind
warme Kompressen oder Einreibungen, die auf
die geschwollenen Regionen aufgebracht wer-
den. Dadurch wird auch der Schmerz gelindert.
Sind die Lymphknoten „reif“, d.h. weich und
eindrückbar, sollte der Tierarzt sie eröffnen.
Ist das nicht möglich und das Pferd leidet
zunehmend unter Atemnot, kann zur Verbesse-
rung der Luftaufnahme ein Luftröhrenschnitt
notwendig sein. Die eröffneten Lymphknoten
sind bis zur Abheilung offen zu halten und mit
Desinfektionsmittel zu spülen.
Der PGD hat Fälle beobachtet, bei denen sich
die Erkrankung über mehrere Monate im Be-
stand hinzog, wobei gesunde Tiere abwech-
selnd erneut Symptome zeigten. In 2 Fällen
konnte dieser Kreislauf nur durch die Anwen-
dung eines stallspezifischen Druseimpfstoffes
dauerhaft unterbrochen werden.
Welche Prognose hat die Druse?
Die meisten Pferde gesunden innerhalb von
7 – 10 Tagen nach Beginn der Symptome ohne
bleibende Schäden und besitzen dann eine
2– 5-jährige Immunität gegenüber den Druse-
Erregern. Als Komplikationen nach der akuten
Phase können Herzmuskelentzündungen, Phleg-
monen, Kehlkopfpfeifen, Atemgeräusche, Blut-
Abb.: 4: Fohlen mit eitrigem Nasenausfluss
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