Jahresbericht 2016 - page 11

Das Aufgabengebiet des PGD umfasst die
Arbeit nach Tiergesundheitsprogrammen, die
Durchführung von Projekten, den Hengstge-
sundheitsdienst sowie die Bearbeitung von
aktuellen Problemen der Pferdegesundheit
in Sachsen und Thüringen. Der Schwerpunkt
liegt hierbei auf dem Erkennen von landes-
weit gehäuft auftretenden Problemen und
daraus folgend der Empfehlung vorbeugender
Maßnahmen.
Diese Themen wurden insbesondere bei
den 132 Bestandsbesuchen, 12 Vorträgen
sowie 5 Veröffentlichungen bearbeitet.
Darüber hinaus hielt der PGD Vorlesungen
über Pferdekrankheiten an der HTW in Pillnitz
sowie im Rahmen des Sachkundelehrgangs
für Pferdehaltung der LfULG in Graditz. Zur
fachlichen Fortbildung nahm der PGD im
Januar am 8. Leipziger Tierärztekongress in
Leipzig teil und beteiligte sich als Referent
zum Thema „Erfahrungen bei der Bekämp-
fung der Equinen Infektiösen Anämie“ am
Kongress. Dr. Hörügel wurde im November für
einen Zeitraum von 5 Jahren zum Präsidenten
der Sächsischen Landestierärztekammer im
Ehrenamt gewählt.
Im Oktober fand der
4. „Treffpunkt Pferde-
gesundheit“
der Sächsischen Tierseuchen-
kasse in Limbach statt. Über 100 Pferdehalter
und Tierärzte nahmen erneut die Einladung
zum Erfahrungsaustausch an. Das Programm
setzte sich aus Vorträgen zur Druse (Dr. U.
Hörügel), zur Zahngesundheit (Tierarzt M.
Grell), zur artgerechten Haltung von Hengsten
am Beispiel eines sächsischen Pferdebe-
triebes (M. Sedlaczek) sowie zu Rückenpro-
blemen aus Sicht einer Tierärztin und Osteo-
therapeutin (Dr. A. Manders) zusammen. Die
Vorträge sind auf der Internetseite der TSK
abrufbar. Auf die Inhalte der Gastvorträge
soll im Folgenden näher eingegangen werden.
Gesunde Zähne – Gesunde Pferde
Das erwachsene männliche Pferd hat bis zu
44 bleibende Zähne. Wie auch Menschen,
bekommen Pferde in ihrem Leben zwei Sätze
von Zähnen. Die Milchzähne sind vorüber-
gehend. Mit dem Alter von 5 Jahren haben
5. Arbeitsbericht des
Pferdegesundheitsdienstes (PGD)
5 . A R B E I T S B E R I C H T D E S P F E R D E G E S U N D H E I T S D I E N S T E S ( P G D )
die meisten Pferde ihren vollen Satz an
bleibenden Zähnen. Die Evolution hat den
Schädel des Pferdes so geformt, dass grö-
ßere Mengen von Faserfutter aufgenommen
und zerkaut werden können. Moderne Pferde
sind heute fast dreifach so groß wie ihre
Vorfahren und benötigen 27 Mal mehr Nah-
rung als diese. Durch das Schleifsystem der
Zähne des Pferdes kann eine solche Zunahme
der Nahrungsaufnahme und -verarbeitung
geleistet werden. Die Schneidezähne dienen
zum Abreißen des Futters. Die Wangenzähne
mit ihren breiten, flachen, gerillten Flächen
mahlen und zerkleinern das Futter, bevor es
abgeschluckt wird.
Pferde sind selektive Fresser. Sie bevorzugen
Gräser und Hülsenfrüchte, können aber auch,
wenn möglich, eine Vielzahl von Sträuchern,
Kräutern und sogar Wurzeln auswählen. Die
Tiere meiden Gras an Stellen, welche mit Kot
oder Urin verschmutzt sind. Das Pferd ist ein
ununterbrochener Graser, das heißt, es frisst
10 - 12 Stunden am Tag in Perioden von 60 bis
180 Minuten, wenn Raufutter den ganzen Tag
zur Verfügung steht. Allerdings beeinflusst
die Stallhaltung mit limitierter Fütterung von
Raufutter und Zugabe von Kraftfutter das
Fressverhalten und somit auch die Abnut-
zung der Zähne teilweise nachteilig. Dadurch
können regelmäßige Gebisskorrekturen not-
wendig werden.
Symptome für Zahnprobleme sind möglicher-
weise: Herausfallen von Futter aus dem Maul,
vermehrter Speichelfluss, Gewichtsverlust,
einseitiges Kauen des Futters, Widerstand
gegen das Gebiss, Widersetzen im Training,
Mundgeruch oder einseitiger Nasenausfluss.
Um größeren Zahnproblemen vorzubeugen
und somit die Pferde tierschutzgerecht zu
halten, sollten die Zähne einmal jährlich
durch einen Tierarzt untersucht werden.
Diese zahnärztliche Untersuchung bietet
die Möglichkeit, routinemäßig vorbeugende
Zahnpflege durchzuführen und somit zu
vermeiden, dass sich relativ kleine Probleme
zu ernsthaften Erkrankungen entwickeln. Das
Endergebnis ist ein gesünderes Pferd.
Artgerechte Haltung von Hengsten am
Beispiel eines Sächsischen Pferde­
betriebes
Seit vielen Jahren betreibt das Freizeit-Reit-
Zentrum Muldental eine sehr gut besuchte
Reitschule im ehemaligen Muldentalkreis.
In der Reitschule nehmen wöchentlich 100
Reitschüler auf 20 Schulpferden Unterricht.
Jedes Pferd geht jährlich ca. 8.000 km. Der
Pferdebestand wird komplett barfuß genutzt.
Der größte Teil der Pferde steht ganzjährig
auf der Weide. Seit 15 Jahren werden alle
Fohlen (ca. 5 pro Jahr) auf der Koppel
Abb. 1: liegendes Pferd mit atypischer Weidemyopathie
Pferd
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