Jahresbericht 2016 - page 12

Pferd
Abb. 2: betroffene Weide
5 . A R B E I T S B E R I C H T D E S P F E R D E G E S U N D H E I T S D I E N S T E S ( P G D )
Abb. 3: Berg-Ahorn-Samen auf Pferdeweide
geboren. Ein arabischer Zuchthengst ist dau-
erhaft in die Herde integriert. Soll eine Stute
nicht mehr gedeckt werden, kommt sie auf
eine andere Weide.
Von 20 Pferden der Reitschule sind 12
Hengste. Männliche Tiere werden grund-
sätzlich nicht kastriert. Die Hengste stehen,
unabhängig vom Deckeinsatz, zusammen in
einer Herde auf mindestens 4 Hektar großen
Weiden. Sie sind zwischen 3 und 18 Jahren
alt.
Aus besonderen Gründen bilden die ganz
jungen Hengste zwischen 6 Monaten und 2,5
Jahren eine eigene Herde. Der Verein hatte
einen beschlagnahmten 13jährigen Lewitzer-
hengst übernommen, welcher sich nicht in
die Herde mit den „erwachsenen Hengsten“
integrieren konnte. Er bekam deshalb eine
neue Aufgabe und wurde zum Erzieher für die
jungen Hengste. In der Herde fühlen sich jetzt
alle wohl.
Durch die extrem naturnahe Haltungsform der
Pferde kommen Koliken und respiratorische
Erkrankungen so gut wie nicht vor. Endopa-
rasiten spielen auf Grund des durchdachten
Weidemanagements sowie der Größe der
Weideflächen eine untergeordnete Rolle.
Rückenprobleme aus Sicht einer
Tierärztin und Osteotherapeutin
Der Körper des Pferdes ist von Natur aus
nicht zum Reiten konstruiert, kann aber
durch sinnvolle Gymnastizierung in die Lage
versetzt werden, das Reitergewicht ohne
Probleme zu tragen. Die Hinterhand dient
dabei als kräftiger Antriebsmotor und die
Vorhand zum Abfedern des Schubes. Der Hals
fungiert als Balancierstange. Formgebender
Bestandteil des Pferdekörpers ist das Skelett,
welches der Verteilung der einwirkenden
Kräfte, als Ansatz für Muskeln, Sehnen und
Bänder sowie zum Schutz für Organe dient.
Weitere wichtige Elemente des Stützap-
parates sind Bänder und Muskeln mit ihren
Sehnen.
Die häufigsten Probleme, die eine osteopa-
thische Behandlung erforderlich machen,
sind Rückenerkrankungen. Ursachen dafür
sind individuelle Dispositionen, die Nutzung,
Verletzungen, unpassende Ausrüstung (z. B.
Sattel), falscher Reitersitz und ungeeignete
Reiteinwirkung sowie fehlerhafte Gesamtsta-
tik (z.B. Huf- und Gebissbearbeitung).
Entsprechende Symptome umfassen z. B.
allgemeine Leistungsschwäche, Bewegungs-
unlust, Teilnahmslosigkeit, Abwehr beim
Satteln und Auffälligkeiten beim Reiten, wie
Lahmheiten, Anlehnungsprobleme und Fehler
in bestimmten Lektionen.
Zu den diagnostischen Möglichkeiten am
Pferderücken gehören der ausführliche Vor-
bericht, Sichtbefund in Ruhe und Bewegung,
Tastbefund, Lokalanästhesien, Röntgen, Szin-
tigraphie, Ultraschall und Thermographie. Der
Pferdekörper muss bei der Untersuchung als
Funktionseinheit betrachtet werden, d.h. es
wird immer der gesamte Körper untersucht.
Hilfreich sind dabei globale (z. B. Aufwölben
des Rückens) und segmentale Tests (z. B. Un-
tersuchung des Bewegungsumfangs einzelner
Gelenke).
Die Ziele der manualtherapeutischen Be-
handlung sind nicht das „Einrenken“, sondern:
Mobilisierung von Bewegungseinschrän-
kungen, Wiederherstellung der normalen
Gelenksfunktion, Reduzierung von Muskel-
verspannungen und Schmerzen, Optimierung
der Körperhaltung sowie Verlangsamung oder
Aufhalten von degenerativen Prozessen. Um
Erfolge zu erreichen bedarf es der Zusam-
menarbeit zwischen Tierarzt, Ostheothera-
peut, Hufschmied, Sattler, Trainer/Bereiter
und Pferdebesitzer. Hilfreich sind trainings-
und sattelfreie Tage, freie Bewegung auf der
Koppel, eine passende Ausrüstung, abwechs-
lungsreiches Training sowie eine Ausbildung
gemäß der Ausbildungsskala.
Gehäuftes Auftreten der Atypischen
Weidemyopathie
Im Herbst/Winter 2016 kam es zu einer euro-
paweiten Erkrankungswelle in Bezug auf die
Atypische Weidemyopathie, nachdem 2014
und 2015 kaum Erkrankungsfälle aufgetreten
waren.
Dem PGD sind aus Sachsen 34 erkrankte
Pferde, von denen 29 verendet sind und 22
erkrankte Pferde aus Thüringen, von denen 15
gestorben sind, bekannt geworden. Bemer-
kenswert waren insbesondere 2 Ausbrüche in
Kaltblutherden mit Jungtieren, bei welchen in
einem Thüringer Bestand 9 von 16 betrof-
fenen Pferden und in einem sächsischen Be-
trieb alle 10 erkrankten Tiere verendet waren.
In neueren Veröffentlichungen wird darüber
berichtet, dass 32 Samen des Bergahorns
ausreichen können, um ein Pferd mit 500 kg
tödlich zu vergiften. Die Samen enthalten
wesentlich mehr Gift als z. B. die Laubblät-
ter. Das Gift des Bergahorns (Hypoglycin
A) wurde auch in offensichtlich gesunden
Pferden gefunden, die mit erkrankten Tieren
gleichzeitig auf der Weide standen. Erstaun-
lich war, dass ein giftiges Abbauprodukt des
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