Jahresbericht 2016 - page 18

Rind
kritischer betrachtet werden. Nicht zuletzt
durch die hohen wirtschaftlichen Belastungen
im Berichtsjahr sind Auswirkungen auf die
Stabilität der Tiergesundheit zu vermuten.
Rückgänge in den diagnostischen Unter-
suchungen, aber auch die Einstellung von
Prophylaxemaßnahmen und Impfungen sind
zu beobachten. Die Bestandsersatzrate von
knapp 42 % ist so hoch wie lange nicht mehr,
die Abgangsursachen werden dominiert von
Eutererkrankungen, Klauen-, Gliedmaßener-
krankungen und Unfruchtbarkeit. Die Zellzahl
der MLP liegt bei 254 000 Z/ml und damit in
etwa gleichhoch wie in den beiden Vorjahren
(Daten des GERO-Berichts des LKV Sachsen
2016).
Besorgniserregend sind jedoch die Tierver-
luste, die seit Jahren ohnehin auf einem
hohen Level liegend im Jahr 2016 nochmals
deutlich angestiegen sind (Abb. 3). Die insge-
samt knapp 57 000 Rinder schließen 38 519
verendete Kälber incl. Totgeburten ein, eine
Menge, die so nicht akzeptabel sein kann. Die
Todesfälle sind bekanntermaßen nur die Spit-
ze des Eisberges. Eine hohe Erkrankungsrate
mit dem erforderlichen Behandlungsaufwand
sowie die Beeinträchtigung von Wachstum
und Leistungsfähigkeit in der Jungrinderauf-
zucht sind die schwerwiegenden Langzeitaus-
wirkungen auf die Tiergesundheit.
Leider hat die brisante Situation auch die
Bereitschaft zur Abklärung von Tierver-
lusten weiter gedämpft. Es musste hier ein
Rückgang der Sektionszahlen zur Kenntnis
genommen werden (Abb. 4).
Die Landwirte verfügen über mehrere Mög-
lichkeiten, sich einen konkreten Überblick
über die Tierverluste zu verschaffen. Die
betriebseigene Dokumentation liefert fort-
laufend, schnell und umfassend die exakten
Daten. Das HIT-System erfasst die Abgänge
durch Tötung bzw. Verendung, sofern es sich
um entsprechend gekennzeichnete Tiere han-
delt. Da totgeborene und sehr früh verendete
Kälber i.d.R. nicht gekennzeichnet sind, fehlen
diese Angaben in HIT. In der Ablieferungssta-
tistik der TBA in Lenz hingegen sind die Totge-
burten wiederum erfasst. Auffallend ist, dass
von den insgesamt ca. 38 000 abgelieferten
Kälbern ca. 20 000 Totgeburten sind – mehr
als die Hälfte! Sächsische Tierhalter können
sich über die Internetseite der TSK ihre
TBA-Zahlen über den persönlichen Zugang
getrennt nach Kälbern, Totgeburten, Jungrin-
dern und Rindern für jedes Jahr grafisch und
tabellarisch darstellen lassen. Eine weitere
Möglichkeit, die eigenen Tierverluste auch im
Vergleich zu Referenzwerten aus Deutschland
zu beleuchten, bietet das Auswertungsmodul
„Tschindi“, das unter
unter
Zuhilfenahme des eigenen Bestandsregisters
aus HIT sehr schnell und überschaubar die
Verluste darstellt. Alle diese Möglichkeiten
sind geeignet, einen objektiven Blick auf den
Bestand zu werfen und sich nicht von Vermu-
tungen, Eindrücken und Wunschvorstellungen
leiten zu lassen.
Bei der Abklärung von Aborten in Rinderbe-
ständen, die durch die Brucellose-Verordnung
vorgeschrieben ist, sind die Untersuchungs-
zahlen annähernd konstant geblieben,
wenngleich auch auf einem viel zu niedrigen
Niveau (Tab. 2).
Tab. 2: Einsendung von Feten/Eihäuten
zu Abortabklärung an der LUA Sachsen
Anzahl Einsendungen
137
einsendende Betriebe
60
Anzahl Feten/Eihäute
183
Tab. 3: Untersuchung von Blutproben im Rah-
men der Abortabklärung an der LUA Sachsen
Anzahl
Proben
serolo-
gisch
positiv
Leptospira
grippotyphosa
834
1,08 %
Leptospira hardjo
834
0,36 %
Leptospira pomona
834
0,48 %
Neospora caninum
986
3,75 %
Q-Fieber
862 29,81 %
Schmallenbergvirus
832 37,98 %
Die Abklärung von Aborten über die Unter-
suchung von Blutproben ist im Vergleich zum
Vorjahr deutlich zurückgegangen (Tab. 3). An
der Häufigkeit des Nachweises von Lepto-
spiren und Neospora caninum hat sich kaum
etwas geändert. Der relativ hohe Anteil an
Proben mit dem Nachweis von Antikörpern
gegen das Schmallenbergvirus legt die Ver-
mutung nahe, dass dieses Virus in Sachsen
Abb. 3: Anzahl der an die TBA Sachsen abgegebenen Rinder insgesamt
Abb. 4: Anzahl der an der LUA Sachsen durchgeführten Rindersektionen
52.574
54.457
51.748
54.515
56.958
2012
2013
2014
2015
2016
Verluste Rinder insg. (TBA Sachsen 2012 - 2016)
436
477
437
453
403
2012
2013
2014
2015
2016
Anzahl Rindersektionen an der LUA Sachsen (2012 - 2016)
6 . A R B E I T S B E R I C H T D E S R I N D E R G E S U N D H E I T S D I E N S T E S ( R G D )
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