Jahresbericht 2016 - page 56

1 0 . A R B E I T S B E R I C H T D E S F I S C H G E S U N D H E I T S D I E N S T E S ( F G D )
Fische
10.3 Projekt der Sächsischen Tierseuchenkasse zur Reduzierung der Verluste bei Regenbogenforellen in
einer Netzgehegeanlage durch prophylaktischen Einsatz einer Vakzine in den Jahren 2015 und 2016
(vom 3. November 2014)
Im Folgenden wird eine Zusammenfassung
des Versuchsansatzes sowie der Ergebnisse
aus dem Jahr 2015 dargestellt.
In den vergangenen Jahren kam es in einer
Forellenzuchtanlage bei der Hauptfischart
Regenbogenforelle (Onchorhynchus mykiss)
immer wieder zu Verlusten auf Grund der
Infektion mit dem Furunkuloseerreger, Ae-
romonas salmonicida subsp. salmonicida (A.
salmonicida ssp. salmonicida). Die Verluste
waren nicht auf Haltungsmängel, verminderte
Wasserqualität oder schlechte Bestands-
hygiene zurückführbar. Bei Auftreten der
Verluste mit bakteriellen Ursachen musste in
unregelmäßigen Abständen auf eine antibio-
tische Behandlung der Tiere zurückgegriffen
werden. Um im Sinne eines wirksamen Tier-
und Verbraucherschutzes den Einsatz von
Antibiotika in der Fischaufzucht zu minimieren
und durch prophylaktische Maßnahmen einen
stabilen gesunden Fischbestand zu gewähr-
leisten, wurde das Projekt zur Vakzinierung
von Regenbogenforellen beantragt. Dazu
wurde die Einfuhr der in mehreren EU-Mit-
gliedsstaaten für Salmoniden zugelassenen
Vakzine Alpha Ject 3000 für einen Feldver-
such beim Sächsischen Staatsministerium für
Soziales beantragt. Es handelt sich um eine
Injektionsvakzine auf der Basis Formalin inak-
tivierter Bakterienkulturen von A.salmonicida
ssp. salmonicida und Listonella anguillarum.
Sie wird beispielsweise in Finnland erfolg-
reich bei Forellensetzlingen vor deren Um-
setzung in Netzgehegeanlagen in der Ostsee
angewendet. Empfohlen wird eine Impfung
bei Wassertemperaturen um 15 °C, bei
Forellensetzlingen ab einer Lebendmasse von
15 g. Die Vakzine wird gekühlt in den Verkehr
gebracht und darf erst wenige Stunden vor
der Injektion leicht erwärmt werden. Diese
Erwärmung erwies sich im Versuchsverlauf
als durchaus wichtig, da die Vakzine anson-
sten eine visköse Konsistenz aufweist und
nicht in der erforderlichen Dosis von
0,1 ml/Tier mit möglichst feinen Nadeln
(0,8 mm) appliziert werden kann (Abb 8)
Geplant war 2015 die Impfung von 15.000
Forellensetzlingen (Rf 0-1) mit Durchschnitts-
gewichten von 30, 50, 80 g nach Zukauf aus
dänischen Betrieben der Kategorie I bezüglich
VHS und IHN. Nach einer Anpassungsphase
von maximal 7 Tagen sollte in Abhängigkeit
von der Wassertemperatur die Impfung direkt
in der Forellenzuchtanlage vor Ort erfolgen.
Neben den dänischen Fischen wurde eine
zweite Herkunft von Rf0-1 für den Feld-
versuch ausgewählt. Es handelte sich um
insgesamt 4000 Rf0-1 aus einem sächsischen
Kategorie I Betrieb, bei dem Regenbogenfo-
rellen unter stabilen Wassertemperaturver-
hältnissen erbrütet und aufgezogen werden
können. Die Eier stammten in diesem Fall
aus einer amerikanischen Herkunft. Bei den
dänischen Fischen kann keine gesicherte Aus-
sage zur Herkunft des Eimaterials gemacht
werden. Mit der Auswahl der Herkunft sollte
trotzdem eine gewisse genetische Variabilität
gewährleistet werden.
Am 29. April 2015 führte der FGD eine Ge-
sundheitskontrolle der Setzlinge durch. Der
an diesem Tag geplante Beginn der Impfstoff-
anwendung verzögerte sich, da der Impfstoff
vom Zoll nicht freigegeben wurde und noch
im TNT Auslieferungslager des Flughafens
Erfurt lagerte. Trotz enormer Zeitverzögerung
während des Transportes konnte durch den
Thermologger, der sich zur Temperaturauf-
zeichnung in der Transportkiste befand, nach-
gewiesen werden, dass die vorgeschriebenen
Lagerungstemperaturen von 2 bis 8°C nicht
überschritten worden waren. Zunächst muss-
te jedoch bei der Kontrolle vor Ort festgestellt
werden, dass sowohl die angelieferten 87 g
schweren Setzlinge als auch die 76 g schwe-
ren Setzlinge aus unterschiedlichen Gründen
heraus nicht impffähig waren. Dazu zählten
Gasblasenkrankheit sowie beginnende Fu-
runkulosesymptomatik. Die dritte gelieferte
Setzlingsgröße mit durchschnittlich 28 g Le-
bendgewicht wurde am darauffolgenden Tag
geimpft und haltungsbedingt drei Versuchs-
gruppen und eine Kontrollgruppe (Versuchs-
und Kontrollgruppe Dänemark) gebildet.
Die Fische wurden vor der Impfung leicht
narkotisiert, anschließend auf den von der Fo-
rellenzucht entworfenen Impftisch mit ange-
schlossenen Schienen verbracht und dort per
Einzelinjektion intraperitoneal (i.p.) (0,1 ml/
Fisch) geimpft (Abb. 8). Nach erfolgter Imp-
fung wurden die Fische direkt vom Impftisch
in die vorgesehene Haltungseinheit gesetzt.
In einem zweiten Schritt wurden Anfang Mai
2015 3000 Rf0-1 mit durchschnittlich 50 g in
dem genannten sächsischen Herkunftsbetrieb
geimpft. 28 Tage nach der Impfung wurden
die Fische dann mit 91 g in den Versuchsbe-
trieb geliefert. Währenddessen war die Kon-
trollgruppe der gleichen Herkunft bereits auf
109 g herangewachsen (keine Unterbrechung
durch Ausnüchterung).
Mitte Mai 2015 musste eine Gesundheits-
kontrolle auf Grund eines beginnenden
Verlustgeschehens in den Haltungseinheiten
der Versuchsgruppe Dänemark durchgeführt
werden.
Die pathologisch-anatomischen Verände-
rungen sprachen für eine geringgradige
bakterielle Infektion. Die virologische Un-
tersuchung verlief negativ, die bakteriolo-
gische Untersuchung ergab einen gering- bis
hochgradigen Nachweis von A. salmonicida
ssp. salmonicida. Nach den Angaben des
Impfstoffherstellers werden 450 Tagesgrade
zur Entwicklung einer belastbaren Immunität
benötigt. Durch die immer noch vorherrschen-
den relativ geringen Wassertemperaturen
waren die 450 Tagesgrade in der Forellen-
zuchtanlage noch nicht erreicht worden. Es
wurde eine kurze antibiotische Versorgung
der Forellensetzlinge in Absprache mit dem
Tierbesitzer durchgeführt. Bereits 2 Tage spä-
ter waren die Verluste abgeklungen.
Mitte Juni 2015 wurden beginnende Verluste
der Versuchsgruppen unabhängig von geimpf-
ten oder nicht geimpften Fischen gemeldet.
Untersuchungen vor Ort ergaben ein eher
unspezifisches Bild. Die äußerlichen Erschei-
nungen waren vor allem durch vermutlich
durch Myxobakterien bedingte Rücken- und
Schwanzflossennekrosen gekennzeichnet.
Zusätzlich wurde eine Mischkultur von ver-
schiedensten Aeromonaden (A. salmonicida
ssp. salmonicida, A. veronii, A. eucrenophila,
A. hydrophila ssp. hydrophila) nachgewiesen.
Während der gesamten Aufzuchtperiode
erreichten die Wassertemperaturen trotz
des extrem warmen Sommers 2015 in der
Abb. 8: i.p. Injektion eines Forellensetzlings
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1...,46,47,48,49,50,51,52,53,54,55 57,58,59,60
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