Jahresbericht 2016 - page 53

Fische
1 0 . A R B E I T S B E R I C H T D E S F I S C H G E S U N D H E I T S D I E N S T E S ( F G D )
den Betrieben wurden an der LUA Sachsen
120 Proben virologisch untersucht. Es sei
noch einmal erwähnt, dass bakteriologische,
histologische oder parasitologische Unter-
suchungen sowie sonstige Beratungen nicht
Inhalt des Programms sind und sich deshalb
statistisch hier nicht niederschlagen.
Das Jahr 2016 hat gezeigt, dass auch in
Sachsen, wie im bundesweiten Durchschnitt
die anzeigepflichtigen Forellenseuchen noch
immer eine Rolle spielen (Abb.5). Nach einem
VHS Ausbruch im Herbst 2015 wurde eine
Forellenanlage bestehend aus einer Kombina-
tion von Angelteich, kleiner Rinnenanlage und
Vermarktungseinrichtung mit unmittelbarem
Anschluss an die Rinnenanlage umfangreich
desinfiziert und Mitte April 2016 mit Regen-
bogenforellensetzlingen (Rf) für den Satz-
fischverkauf neu besetzt. Speisefische für
den Hofverkauf (Rf, Saiblinge, Karpfen, Störe)
werden in den benachbarten Rinnen gehäl-
tert. 14 Tage (damit nach abgeschlossener
Desinfektion) nach dem Zukauf meldete der
Tierbesitzer erhöhte Verluste bei den Setz-
lingen mit durchschnittlich 50g. Abgesehen
davon, dass äußerliche Veränderungen nicht
auf die beste Setzlingsqualität hinwiesen
(Brustflossen fehlend bzw. stark verkürzt,
Schwanzflossennekrosen etc.) zeigten
die meisten untersuchten Fische typische
Anzeichen einer VHS (z.B. 9x Kiemen blass,
davon 4x mit streifenförmigen Blutungen,
11x allgemeine Organblässe, 8x zahlreiche
petechiale Blutungen bis kleinflächige
Blutungen auf der Leber). Sowohl die RT-
PCR als auch die Anzüchtung auf Zellkultur
lieferte ein positives Ergebnis auf Nachweis
des VHS-Virus. Die im Rahmen der epide-
miologischen Untersuchungen durchge-
führte Genomsequenzierung erbrachte eine
99,8688 prozentige Übereinstimmung (2 Nu-
kleotidaustausche) zu dem Feldisolat aus der
gleichen Anlage von 2015. Das Virus gehörte
wie meist alle in Sachsen nachgewiesenen
Viren der Sub-Genogruppe Ia an (klassischer
Süßwassertyp für Kontinentaleuropa). Solch
eine Übereinstimmung eröffnet zunächst
viele epidemiologische Fragestellungen u.a:
» Gleiche Herkunft der Fische wie 2015?
» Desinfektion nicht erfolgreich?
» Kreuzende Trittwege, Roste, Abde-
ckungen, Böden, Vermarktung ungenügend
desinfiziert?
» Sonstige Kontakte zu infizierten Farmen
bzw. Tierhaltern aus 2015?
Den Fragestellungen konnte im Nachgang
nicht auf den Grund gegangen werden, da
der Betreiber des Fischhaltungsbetriebes
wechselte.
Der zweite VHS Nachweis 2016 erfolgte im
Zusammenhang mit epidemiologischen Um-
gebungsuntersuchungen aus dem geschilder-
ten Fall. Der Tierhalter hatte alle Rf-Setzlinge
nach Zukauf aus Anlage 1 an einer klinischen
VHS eingebüßt und führte entsprechende
Desinfektionsmaßnahmen durch.
Besonders interessant waren auch 2016 die
Zusammenhänge der drei IHN Nachweise in
Sachsen. Sie waren die letzten Glieder einer
Kette von bundesweiten IHN Ausbrüchen
2015 mit zum Teil erheblichen wirtschaftlichen
Schäden. Bei
Lachsforellen
, die in einen
sächsischen Verarbeitungsbetrieb geliefert
wurden, der aber gleichzeitig Lebendfische an
Fischhaltungsbetriebe ausliefert, wurde im
Rahmen von Kontaktuntersuchungen zu einem
früheren Seuchennachweis das IHNV bei den
untersuchten Lachsforellen nachgewiesen.
Die Lachsforellen waren erst drei Tage zuvor
in den Verarbeitungsbetrieb lebend geliefert
worden, sodass eine Infektion in der Lebend-
fischhälterung ausgeschlossen werden konnte
und der Verdacht der Verbreitung des IHNV
durch den niedersächsischen Forellenzuliefe-
rer erhärtet wurde. Zwei weitere Nachweise
des IHNV erfolgten durch Umgebungsuntersu-
chungen, die durch das zuständige Lebensmit-
telüberwachungs- und Veterinäramt (LÜVA)
vorgenommen wurden. Dank der Zuarbeit des
zuständigen LÜVA aber auch des betroffenen
Verarbeitungsbetriebes konnten genaue
epidemiologische Zusammenhänge zu einem
bestimmten nicht sächsischen Zulieferer
durch den FGD ermittelt und an die zuständi-
gen Behörden für bundesweite Erhebungen
weitergeleitet werden.
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2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
Anzahl der betroffenen Aquakulturbetriebe
2015
Entwicklung der Forellenseuchen in Sachsen
VHS
IHN
2016
Abb. 5: Übersicht über die Entwicklung der Forellenseuchen in Sachsen
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1...,43,44,45,46,47,48,49,50,51,52 54,55,56,57,58,59,60
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