Aktuelle Informationen für Halter von Rindern, Schafen und Ziegen
Die jüngsten Ausbrüche in Italien und Frankreich zeigen, dass auch in Sachsen ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht.
Erreger und Mechanismen der Übertragung
Lumpy Skin Disease wird von einem Capripoxvirus ausgelöst, das eng mit den Erregern der Schaf- und Ziegenpocken verwandt ist. Entscheidend für seine Ausbreitung sind blutsaugende Insekten: Stechfliegen, Bremsen, verschiedene Moskito-Arten und teils auch Culicoides-Mücken nehmen das Virus mechanisch mit dem Saugrüssel auf und geben es bei der nächsten Blutmahlzeit an gesunde Tiere weiter. Direkte Ansteckung über Speichel, Milch, Nasen- und Augensekret oder Deckakt ist möglich, haben aber eine untergeordnete Bedeutung. Das erklärt jedoch, warum kontaminierte Spritzen, Nasenringe oder Viehtransporter das Virus unter Stallbedingungen ebenfalls mitverbreiten können. Die Vektordichte steigt in warm-feuchten Sommern stark an – ein saisonaler Effekt, der bereits von der Blauzungenkrankheit bekannt ist und auch bei LSD die meisten Ausbrüche zwischen Juni und Oktober erklärt.
Klinische Symptome und Krankheitsverlauf
Nach einer Inkubationszeit von meist einer bis zwei Wochen bekommen Rinder hohes Fieber, wirken matt und stellen das Wiederkäuen ein. Kurz darauf erscheinen stecknadelkopf- bis walnussgroße, harte Hautknoten am Hals, an der Schulterpartie und später am ganzen Körper; die Knoten können sich nekrotisch verändern, vernarben oder sogar bis ins Unterhautgewebe aufbrechen. Gleichzeitig treten geschwollene Lymphknoten, Augen- und Nasenausfluss, Ödeme an Euter und Gliedmaßen sowie ein teils drastischer Abfall der Milch- oder Mastleistung auf. Bei tragenden Kühen sind Aborte beschrieben. Die Sterblichkeitsrate schwankt je nach Immunlage von unter einem bis fünf Prozent, kann in vollkommen naiven Herden aber höher ausfallen. Momentan gibt es keine Berichte über LSD bei Schafen und Ziegen oder über ihre epidemiologische Beteiligung an der Krankheit, obwohl sie teilweise in enger Nachbarschaft zu Rindern gehalten werden.
Globale Verbreitung
Erstmals beschrieben wurde LSD 1929 in Nordrhodesien, dem heutigen Sambia. In den folgenden Jahrzehnten blieb das Virus auf das subsaharische Afrika beschränkt, bis es 1989 den Nahen Osten erreichte und in den 2010er-Jahren sprunghaft nach Norden wanderte. Seit 2019 sorgt eine rekombinante Virusvariante für wiederholte Wellen in Russland und Teilen Zentralasiens, während sich der Erreger in Süd- und Südostasien – insbesondere in Vietnam, Thailand, Indien und Bangladesch – binnen weniger Monate etablierte. Diese weltweite Ausbreitung verlief parallel zu wachsendem Viehverkehr und sich ändernden Klimabedingungen, welche die Flugzeiten und das Verbreitungsgebiet der Vektoren verlängern.
Ausbreitung in Europa
Europa blieb bis Mitte der 2010er-Jahre verschont. Dann erreichte das Virus 2015 Nordgriechenland und breitete sich 2016 rasant durch die Balkanstaaten bis nach Bulgarien und Serbien aus. Insgesamt wurden im Jahr 2016 mehr als 7.400 Ausbrüche registriert; dank einer Notimpfung aller Rinder mit Lebendimpfstoffen sank die Zahl 2017 bereits um 95 Prozent. Ab 2018 galten die meisten Balkanstaaten wieder als seuchenfrei.
Aktuelle Lage 2025
Nach sieben lückenlosen seuchenfreien Jahren verzeichnet Europa seit Juni 2025 erneut LSD-Ausbrüche. Italien meldete seinen ersten Fall am 21. Juni auf Sardinien, wenig später tauchten weitere Herde sowohl auf Inselbetrieben als auch auf dem Festland auf. Nur neun Tage später bestätigte Frankreich das erste Infektionsgeschehen in der Alpenregion Savoie; landesweit gelten nun Sperr- und Beobachtungszonen im 50-Kilometer-Radius um betroffene Betriebe. Bei der Übertragung spielten über Wind transportiere virusbeladene Insekten aber auch Tiertransporte eine Rolle. Die Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) stufte beide Länder daraufhin als LSD-betroffen ein und appellierte an alle EU-Mitglieder, ihre Frühwarnsysteme zu aktivieren. Deutschland ist weiterhin offiziell frei, doch angesichts der neuen Ausbrüche in Südwesteuropa und der nach Nordosten angrenzenden betroffenen Zonen in der Türkei steigt das Einschleppungsrisiko deutlich.
Präventionsmaßnahmen
Die wirksamste Strategie gegen Lumpy Skin Disease (LSD) ist die flächendeckende Impfung aller Rinder in gefährdeten Regionen mit attenuierten Lebendimpfstoffen, je nach Rechtslage und Zulassung der Impfstoffe. Ergänzend sind konsequente Insektenbekämpfung, Quarantäne neuer Tiere und eine lückenlose Meldung verdächtiger Fälle an Tierarzt oder Veterinäramt unverzichtbar. Diese Maßnahmen gelten analog für die Blauzungenkrankheit (BT), bei der seit 2023 in Deutschland der Serotyp 3 verbreitet ist und weiterhin Ausbrüche verursacht. Beide, LSD und BT, werden von stechenden Insekten übertragen, sind meldepflichtig und können erhebliche wirtschaftliche Schäden anrichten. Entsprechend bilden Impfung, Vektorkontrolle, Biosicherheit im Stall und strikte Überwachung von Tierbewegungen die zentralen Säulen der Prävention. Für LSD ist die Impfung in den frisch betroffenen EU-Regionen bereits vorgeschrieben. Eine Impfung gegen die Krankheit ist in Deutschland bislang nicht zugelassen.
Weitere aktuelle Informationen zur Lumpy Skin Disease erhalten Sie auf der Homepage des Friedrich-Loeffler-Institutes: Friedrich-Loeffler-Institut
Quelle: USDA/Plum Island Animal Disease Center (Public Domain)