Jahresbericht 2016 - page 41

Schwein
8 . A R B E I T S B E R I C H T D E S S C H W E I N E G E S U N D H E I T S D I E N S T E S ( S G D )
multocida. Obwohl dieser als Sekundärerreger
bekannt ist, scheint er bei Saugferkeln primär
pathogen zu sein. Bekannte kofaktorielle Erre-
ger wie PRRSV, PCV2 oder Mycoplasma. (M.)
hyopneumoniae waren nicht bzw. Influenza
A nur selten (7 %) nachweisbar. Allerdings
hat M. hyorhinis bei Saugferkeln eine sehr
hohe Prävalenz von 72 % aller untersuchten
pneumonisch veränderten Lungen (Tab. 7).
Lungenentzündungen sollten bei Saugferkeln
nicht vorkommen, wenn ja, stehen erhebliche
Managementmängel im Vordergrund.
In der Ferkelaufzucht sind die mit Abstand
wichtigsten Erreger Actinobacillus pleuro-
pneumoniae (A. pp.) und P. multocida sowie In-
fluenza A Virus. Auch hier ist die Nachweisrate
von M. hyorhinis im Vergleich zu den anderen
Erregern sehr hoch, die Prävalenz bezogen auf
die Zahl untersuchter Lungen im Aufzuchtalter
liegt mit 63 % allerdings niedriger als bei den
Saugferkeln (siehe Tab. 7). PCV2 und M. hyo-
pneumoniae sind im vergangenen Jahr nur in
wenigen Fällen gefunden worden.
Bei Mastschweinen fiel wie auch schon 2015
die vergleichsweise hohe Nachweisrate von
PCV 2 Viren (32 %) auf.
Insgesamt sind jedoch die Nachweisraten von
Lungenentzündungserregern in der Ferkelauf-
zucht und Mast in den letzten Jahren deutlich
rückläufig. Das ist auch bei Untersuchungen
am Schlachtband, die der SGD bei Bedarf für
die Mastbetriebe durchführt, sehr deutlich zu
erkennen.
Abbildung 6 zeigt die wichtigsten Erreger,
die bei an Durchfall erkrankten Saugferkeln,
Aufzuchtferkeln und Mastschweinen im ver-
gangenen Jahr nachgewiesen wurden.
Die Palette der Durchfallerreger bei Saugfer-
keln ist sehr breit in Vergleich zu älteren Tie-
ren. Dennoch sind die wichtigsten Erregern
nach wie vor Clostridium (Cl.) perfringens Typ
A mit Beta2-Toxin, gefolgt von Clostridium
perfringens Typ C, dem Erreger der Nekro-
tisierenden Enteritis der Saugferkel. Gegen
beide Erreger gibt es sehr wirksame kommer-
zielle Toxoidimpfstoffe, die, im Unterschied zu
bestandsspezifischen Impfstoffen, durch die
Bildung maternaler Antikörper die Toxinwir-
kungen von Cl. perfringens neutralisieren.
Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die
Wirksamkeit der Impfstoffe ist, dass alle Fer-
kel ausreichend Kolostrum von der eigenen
Mutter aufnehmen können. Toxinbildende
Stämme von Cl. difficile wurden ebenfalls
sehr häufig nachgewiesen.
Weitere Erreger waren enteropathogene E.
coli-Stämme, Rota- und Coronaviren. Das
Virus der Porcinen Epidemischen Diarrhoe
(PED) wurde nicht nachgewiesen. Wichtig
zur Vermeidung von Saugferkeldurchfällen ist
eine belastbare Bestandsimmunität der Sau-
enherde, d. h. Jungsauen müssen lange bevor
sie belegt werden, ausreichend intensiven
Kontakt zu Altsauen haben, insbesondere
dann, wenn sie zugekauft wurden.
Bei Absetzferkeln gehören die enteropatho-
genen E. coli zu den wichtigsten Durchfall-
und Erkrankungsursachen. Es wurden 26
Stämme im Institut für Hygiene und Infekti-
onskrankheiten der Tiere der Justus-Liebig-
Universität in Gießen genotypisiert. Davon
wurden 7 Stämme als Shigatoxin-Bildner und
Verursacher der Ödemkrankheit identifiziert,
während 14 weitere Stämme durch Nachweis
ihrer Enterotoxine und/oder Fimbrien zu den
Durchfallerregern gehörten. Gegen die Ödem-
krankheit gibt es bereits einen sehr wirk-
samen Impfstoff, ein weiterer Impfstoff ge-
gen enterotoxinbildende E. coli-Stämme wird
gerade eingeführt. Neben den Impfungen
haben aber auch Fütterung und Tränke sowie
Reinigung und Desinfektion einen wesent-
lichen Einfluss auf das Krankheitsgeschehen.
Die Überlebenszeit dieser Erreger beträgt in
der Umgebung mindestens sechs Monate,
wenn sie durch Kot infolge unzureichender
Reinigung geschützt sind.
Auffällig häufig wurde Cl. perfringens bei
Absetzferkeln und Mastschweinen nachge-
wiesen. Bei Absetzferkeln stand dies meist
im Zusammenhang mit einer fehlenden
physiologischen Darmflora, bei Jungsauen
M. hyopneumoniae M. hyorhinis
PCV2
Saugferkel
0
72,0
0
Aufzuchtferkel
6,2
63,0
7,0
Mastschweine
8,3
17,4
46,3
Tab. 7: Nachweisraten (Anteil positiver PCR-Ergebnisse) von M. hyopneumoniae, M. hyorhinis
und PCV2 im Sektionsmaterial bei Saugferkeln, Aufzuchtferkeln und Mastschweinen, Angaben in
Prozent der vorgenommenen Untersuchungen in den jeweiligen Altersgruppen
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Kokzidien
Candida krusei
Brachyspira pilosicoli
Camp. coli
Candida glabrata
Coronaviridae
enteropathogene E. coli
Rotavirus
Cl. difficile
Cl. perfringens Typ C
Cl. perfringens Typ A
Coronaviridae
Rotavirus
Camp. coli
Kokzidien
L. intracellularis
Cl. perfringens
E. coli
Camp. coli
L. intracellularis
Cl. perfringens
enteropathogene E. coli
Saugferkel
Aufzuchtferkel
Mastschweine
Anteil der Erregernachweise in Prozent
Abb.: 6 Erregernachweise bei an Durchfall erkrankten Saugferkeln, Aufzuchtferkeln und Mast-
schweinen in Prozent
41
1...,31,32,33,34,35,36,37,38,39,40 42,43,44,45,46,47,48,49,50,51,...60
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