Jahresbericht 2015 - page 31

1 0 . A R B E I T S B E R I C H T D E S R I N D E R G E S U N D H E I T S D I E N S T E S
Rind
Das Q-Fieber (Coxiellose) ist eine Infekti-
onskrankheit, die vom Bakterium Coxiella
burnetii hervorgerufen wird und bei Rindern,
Schafen und Ziegen Krankheitserschei-
nungen verursachen kann. Die Bedeutung
des Q-Fiebers bei Wiederkäuern ergibt sich
insbesondere daraus, dass Coxiella burnetii
ein Zoonoseerreger ist, der beim Menschen
grippeähnliche Erkrankungen mit teilweise
schwerem Verlauf, Lungenentzündungen
und weiteren Komplikationen verursachen
kann. Die allgemeinen Krankheitssymptome
beim Tier sind meistens gering ausgeprägt,
allerdings können vermehrt Fruchtbarkeits-
störungen und Aborte auftreten.
Seit 2014 gibt es das Q-Fieber-Programm der
Sächsischen Tierseuchenkasse, das es Rin-
derhaltern ermöglicht, mit einer finanziell un-
terstützten Impfung die Infektion im Bestand
einzudämmen. Seit Januar 2016 wurde der
Beihilferahmen um die spezielle Diagnostik
zum Nachweis der Infektion erweitert und die
Beihilfe für die Impfung erhöht.
Zur Dezimierung der Verbreitung der Infek-
tion im Bestand und zur Verhinderung der
Infektion des Menschen sind ganz spezielle
Hygienemaßnahmen notwendig. Diese sind
in den Empfehlungen des Bundesministeri-
ums für Ernährung und Landwirtschaft für
hygienische Anforderungen an das Halten
von Wiederkäuern (BAnz. AT 01.08.2014 B1)
nachzulesen, werden mit betroffenen Be-
trieben besprochen und sind Bestandteil des
betrieblichen Programms.
Der Nachweis von Coxiella burnetii unterliegt
sowohl in der Veterinärmedizin (nach Verord-
nung über meldepflichtige Tierkrankheiten)
als auch in der Humanmedizin (nach § 7 Infek-
tionsschutzgesetz) der Meldepflicht. In Sach-
sen wurden 2015 insgesamt neun Krankheits-
ausbrüche bei Rindern gemeldet, bei zehn
Personen konnte im Jahr 2015 in Sachsen
die Krankheit nachgewiesen werden. Diese
hatten alle Kontakt zu Rinderhaltungen. Die
Erkrankungen bei Wiederkäuern und Men-
schen in Sachsen ist in Tabelle 15 dargestellt
(Quellen: TSN-online, LUA-Mitteilungen).
Tab. 15: Q-Fieber-Fälle bei Wiederkäuern und
beim Menschen in Sachsen 2010 bis 2015
Q-Fieberfälle bei
Wiederkäuern
in Sachsen
humane
Q-Fieber-Fälle
in Sachsen
2010
7
0
2011
16
0
2012
9
2
2013
13
2
2014
13
5
2015
9
10
Oftmals liefern positive Nachweise bei der
Untersuchung von Blutproben, die im Zusam-
menhang mit einer Abortabklärung entnom-
men werden, erste Hinweise auf die Infektion
im Bestand. Im Jahr 2015 wurden in Sachsen
3.716 Rinder-Blutproben serologisch auf An-
tikörper gegen Coxiella burnetii untersucht.
33 Prozent dieser Proben waren positiv. Von
den 194 Betrieben, die Abortblutproben zur
Abklärung eingeschickt haben, wurden in
53 Prozent der Betriebe Antikörper nachge-
wiesen. Es ist zu vermuten, dass der Erreger
flächendeckend in Sachsen vorhanden ist.
Tabelle 16 zeigt die Erregernachweise in
Sachsen. Bei den kleinen Wiederkäuern
wurden Coxiellen nicht nachgewiesen (ins-
gesamt wurden 38 Proben zur Untersuchung
eingeschickt), beim Rind gelang mittels PCR
insgesamt 62mal ein Erregernachweis.
Tab. 16: Erregernachweise von Coxiella burne­
tii mittels PCR in Sachsen 2015
Proben-
art
Pro-
ben
neg.
(n)
pos.
(n)
pos.
(%)
Abort-
material
285 269 15
Milch
274 266
8
Tupfer
116 81
35
Staub
10
6
4
Gesamt
685 622 62 9,1%
Eine Sanierung des Q-Fiebers über die Mer-
zung von Erregerauscheidern ist momentan
nicht sicher möglich. Deshalb erfolgt die
Bekämpfung der Infektion in erster Linie
durch die Impfung des gesamten Bestandes.
Dadurch soll erreicht werden, dass noch nicht
infizierte Tiere vor der Infektion geschützt
werden und bereits infizierte Tiere weniger
Erreger in die Stallumgebung ausscheiden.
Bisher führen 5 sächsische Betriebe ein mit
dem Rindergesundheitsdienst abgestimmtes
spezifisches Impfprogramm durch. Im Jahr
2015 wurden hierfür Beihilfen in Höhe von
11.355,34 Euro ausgezahlt. Im Jahr 2015 wur-
de für die Impfung eine Beihilfe von 50% der
Impfstoffkosten gezahlt, ab 2016 erhöht sich
diese Impfbeihilfe auf 80%.
10.7 Q-Fieber-Programm
Programm der Sächsischen Tierseuchenkasse zur Bekämpfung der Q-Fieber-Infektion bei Rindern, Schafen und Ziegen
vom 13.11.2013
Das Ziel des Programms besteht darin, im Falle des Nachweises der Infektion mit dem Erreger Coxiella burnetii (direkter Erregernachweis
oder indirekter Nachweis in Verbindung mit klinischen Erkrankungen) die Impfung in das Gesamtkonzept der Bekämpfungsstrategie einzu-
binden. Der Einsatz des Impfstoffes erfolgt – im Ergebnis von den Zulassungskriterien – grundsätzlich mit dem Ziel, die Ausbreitung der
Krankheit und die Auslösung von Aborten zu verringern und den Erregerdruck zu senken.
Die Sektion von verendeten Tieren stellt ein
wichtiges Werkzeug dar, um relevante Infek-
tions- und sogenannte Produktionskrankheiten
zu erkennen und durch geeignete Maßnahmen
dem dadurch entstehenden Schaden entge-
genzuwirken. Um der Pflicht zur Gewährleis­
tung der Tierseuchenprophylaxe, verankert
im Tiergesundheitsgesetz (§3), gerecht zu
werden, ist es dringend notwendig, diese Form
der Untersuchung intensiv zu nutzen.
Durch die Änderungen im Beihilferecht seit
1.10.2015 können Beihilfen der TSK nur für die
Diagnostik gelisteter Krankheiten ausgezahlt
werden. Deshalb erhält der Landwirt für die
Untersuchung nicht gelisteter Krankheiten
separate Rechnungen. Im Gegenzug fallen
Eigenanteil für die Untersuchungen innerhalb
des Sektionsprogrammes und die Transport-
kostenpauschale weg. (siehe auch 7. Sekti-
onsprogramm, S.11 im vorderen Teil).
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