Jahresbericht 2015 - page 37

Schwein
Abb. 1: Treffpunkt Schweinegesundheit
in Limbach
1 2 . A R B E I T S B E R I C H T D E S S C H W E I N E G E S U N D H E I T S D I E N S T E S ( S G D )
Die kritische Überprüfung von Reinigungs-
und Desinfektionsmaßnahmen nimmt dabei
einen großen Stellenwert ein. Auch hierbei
konnten die Betriebe durch die Entnahme von
Proben zur Desinfektionskontrolle unterstützt
werden. Bis es jedoch durch die eingeleiteten
Maßnahmen zu einem erkennbaren Absinken
der Salmonellenprävalenz kommt, dauert es
in der Regel mindestens 6 Monate. Weitere
Ergebnisse des Salmonellenmonitorings lesen
Sie unter Punkt 12.4.
Die
Zertifizierung
von PRRS-unverdächtigen
Betrieben nach den Vorgaben der Arbeitsge-
meinschaft der Schweinegesundheitsdienste
Deutschlands bildete einen weiteren Schwer-
punkt der Arbeit des SGD. Derzeit werden 6
Sauenzuchtanlagen, 1 Jungsauenaufzucht
und die beiden Eberstationen des Freistaates
regelmäßig klinisch untersucht und zertifi-
ziert. Die Zertifizierung der Unverdächtigkeit
für Räude, progressive Rhinitis atrophicans
(PRa), Actinobacillus pleuropneumoniae
(A.pp.) und Mycoplasma hyopneumoniae (M.
hyopneumoniae) sowie die Kategorisierung
laut Salmonellenmonitoring werden dabei in
einigen Betrieben ebenfalls vorgenommen.
Die von den Tierhaltern angeforderten
Beratungen zu tiergesundheitlichen
Fragen
umfassten vor allem Infektionen mit
Streptococcus suis, Lawsonia intracellularis,
Actinobacillus pleuropneumoniae, PCV2 und E.
coli (Ödemkrankheit). Fragen zu Prophylaxe-
maßnahmen und Reduzierung des Antibioti-
kaeinsatzes gewannen an Bedeutung.
In 4 Betrieben war der SGD außerdem in
Beratungen zum Bestandsaustausch bzw. zur
Neubelegung involviert.
Auch im Jahr 2015 engagierte sich der SGD
in 2
Projekten
. Das Projekt zur Erarbei-
tung eines Verfahrens zur Diagnostik von
Mycoplasma hyopneumoniae in unverdäch-
tigen bzw. sanierten Schweinebeständen in
Sachsen lief Ende des Jahres aus. Ziel war
es, eine Vorgehensweise zu etablieren, um
serologisch positive Einzelreaktionen, die ver-
mutlich nicht mit einer Infektion der Herde mit
M. hyopneumoniae in Zusammenhang stehen,
möglichst zeitnah und eindeutig abzuklären.
Zu diesem Zweck wurden unter anderem
Bronchialtupfer von Läufern entnommen und
mittels PCR untersucht. Die Ergebnisse des
Projektes lesen Sie unter Punkt 12.5. Im „Ver-
bundprojekt Modifizierung und Optimierung
von Regelgrößen in zwangsbelüfteten Stall-
anlagen der landwirtschaftlichen Nutztier-
haltung“ der Martin-Luther-Universität Halle-
Wittenberg führt der SGD seit März 2015
Untersuchungen zur Tiergesundheit durch.
Um einzuschätzen, ob Prophylaxe- und
Therapiemaßnahmen zu einem ausreichend
gesunden Bestand geführt haben, erweist
sich die
Lungenbonitur am Schlacht-
hof
als aussagekräftiges Instrument. Im
Berichtsjahr führte der SGD für 5 Betriebe
diese Beurteilung durch. Ein Beispiel für eine
hochgradige Pneumonie ist in Abbildung
3 zu sehen. Auffällig war außerdem, dass
viele Schlachtlebern in einigen Betrieben
ausgeprägte Veränderungen (sog. Milkspots)
infolge der Wanderung von Spulwurmlarven
aufwiesen. Dies führt jedoch zum Verwerfen
des Organs und Abzügen in der Vergütung.
Ein weiterer Schlachhofbesuch erfolgte
aufgrund des Verdachtes auf progressive
Rhinitis atrophicans (Schnüffelkrankheit) in
einem Mastbestand. In Abbildung 4 ist ein
Schnitt durch den Oberkiefer eines dieser
Schlachtschweine dargestellt, bei welchem
sich bereits deutliche Veränderungen infolge
Infektion mit Toxin bildenden Pasteurella
multocida zeigen. Klinisch waren die betrof-
fenen Tiere durch Schniefen, Nasenausfluss
und Nasenbluten aufgefallen. Sichtbare
Verbiegungen des Oberkiefers fanden sich
(noch) nicht.
Die
ASP
wütete im Berichtsjahr besonders in
den Wildschweinebeständen der osteuro-
päischen Länder Estland, Lettland, Litauen
und Polen. Das Friedrich-Löffler-Institut (FLI)
konnte durch intensive Forschungen gerade
auch in den betroffenen Gebieten neue
Erkenntnisse bezüglich des ASP-Virus gewin-
nen. Die Felddaten des FLI aus den betrof-
fenen Gebieten in Osteuropa deuten, anders
als bisher angenommen, zwar auf eine hohe
Letalität (Sterblichkeitsrate) aber eine geringe
Mortalität (Erkrankungsrate) und Kontagiö-
sität des Erregers hin. Im Speichel und auch
im Kot ist nur wenig Virus enthalten. Es wird
Blut zur Übertragung des Virus benötigt. Au-
ßerdem hat sich gezeigt, dass die Tiere erst
im Endstadium der Infektion, also kurz vorm
Verenden, ansteckend sind. Das heißt, dass in
einer Gruppe von Tieren nur ein Teil erkrankt.
Die ASP ist demnach keine hochansteckende
Seuche! Da das Virus den Verwesungspro-
zess überlebt, stellen verendete nicht aufge-
fundene Wildschweine ein großes Risiko für
die Wildschweinpopulation dar und sorgen
sehr wahrscheinlich immer wieder für ein
Aufflammen der Infektion in den osteuropä-
ischen Staaten. Da schwerkranke Tiere sich
jedoch kaum noch bewegen, hat sich die
Seuche bisher nicht, wie anfangs befürchtet,
in kurzer Zeit über große Distanzen ausge-
breitet, sondern verhält sich eher wie eine
Bodenseuche. Die Nachweishäufigkeit des
ASP-Virus ist in verendeten Tieren um ein
Vielfaches höher als in lebenden Tieren, das
zeigen die Ergebnisse aus den betroffenen
Gebieten. Es sind somit auch in Deutschland
die Jäger aufgefordert, verstärkt auf Fallwild
zu achten und dieses auch untersuchen zu
Abb. 3 (links): Lunge mit hochgradig katarralisch-eitriger bis abszedierender Pneumonie mit
Nachweis von Trueperella pyogenes (Foto: Dr. Pöhle, LUA Dresden)
Abb. 4 (rechts): Teilweiser Verlust der ventralen Nasenmuschel infolge chronischer Infektion
mit Toxin bildenden Pasteurella multocida (Schnüffelkrankheit) bei einem Mastschwein am
Schlachthof
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